"Es sieht nicht gut aus" Tiefsee-Roboter starten Suche nach "Titan"-Tauchboot
22.06.2023, 16:00 Uhr Artikel anhören
Der Kasten ist zurzeit der wichtigste Hoffnungsträger bei der Suche nach der "Titan"
(Foto: picture alliance / abaca)
Noch immer läuft die verzweifelte Suche nach dem vermissten "Titan"-Tauchboot. Zwei Tauchroboter sollen nun den Meeresgrund abscannen. Die US-Küstenwache bleibt hoffnungsvoll, doch laut einem Experten ist die Rettung der fünf Insassen eher unwahrscheinlich.
Bei der Suche nach dem in der Nähe des "Titanic"-Wracks vermissten Tauchboots mit fünf Menschen an Bord konzentrieren sich die Hoffnungen jetzt auf Tiefsee-Tauchroboter: Ein französisches Forschungsschiff mit dem Tauchroboter "Victor 6000" traf im Suchgebiet im Nordatlantik ein. Laut US-Küstenwache begann der Roboter kurz darauf seinen Einsatz, ein kanadischer Tauchroboter erreichte zudem bereits den Meeresgrund. Die Zeit drängt: Berechnungen zufolge droht der Sauerstoff an Bord der vermissten "Titan", im Laufe des Donnerstags zur Neige zu gehen.
Trotz der Befürchtungen wegen des knappen Sauerstoffs sei es weiterhin Ziel der Suchmannschaften, die Insassen des Tauchboots lebend zu retten, sagte Einsatzleiter John Mauger von der US-Küstenwache dem Fernsehsender NBC. In schwierigen Situationen zeige sich immer wieder, "dass auch der Überlebenswille zählt". Zudem hob er beim britischen Sender Sky News hervor, dass die Bedingungen für die Suche und Rettung derzeit günstig seien. "Wir nutzen das Wetterfenster optimal."
Das vom Unternehmen OceanGate Expeditions betriebene Tauchboot "Titan" war am Sonntag zu einer touristischen Tauchfahrt zum Wrack der gesunkenen "Titanic" aufgebrochen. Nach knapp zwei Stunden brach der Kontakt zum Begleitschiff ab, von dem 6,5 Meter langen Tauchboot fehlt seitdem jede Spur. Bei seinem Start hatte das Tauchboot für die fünf Männer an Bord Sauerstoff für rund 96 Stunden - theoretisch genug bis Donnerstag.
Die US-Küstenwache und die kanadische Küstenwache suchen seit Tagen aus der Luft und auf dem Wasser ein rund 20.000 Quadratkilometer großes Gebiet knapp 650 Kilometer vor der Küste der kanadischen Provinz Neufundland ab. Die Suchmannschaften konzentrieren sich dabei vor allem auf eine Region, in der Sonargeräte am Dienstag und Mittwoch Unterwasser-Geräusche aufgezeichnet hatten. Der Ursprung der Geräusche ist allerdings offen.
Kann Wochen dauern
Der vom französischen Spezialschiff "Atalante" ins Suchgebiet gebrachte Tauchroboter "Victor 6000" kann bis zu sechs Kilometer tief tauchen und damit den Meeresgrund rund um das in rund 3800 Metern Tiefe liegende "Titanic"-Wrack absuchen. Er verfügt über starke Scheinwerfer und über zwei Greifarme, mit denen er Seile für eine Bergung an der "Titan" anbringen könnte - wenn er das Tauchboot denn findet. Nach ihrem Eintreffen im Suchgebiet begann die "Atalante" damit, den Meeresgrund in der Region mit Spezial-Echoloten zu vermessen, um einen gezielteren Einsatz des Tauchroboters zu ermöglichen.
Experte Rob Larter von der Britischen Antarktis-Gesellschaft bezeichnete "Victor 6000" als "wichtigste Hoffnung" für die Rettung der Vermissten an Bord der "Titan". Allerdings könne es "möglicherweise Wochen intensiver Suche" dauern, das winzige Tauchboot in dem riesigen Suchgebiet zu finden. "Eine objektive Einschätzung zum Stand der Dinge: Es sieht nicht gut aus", sagte Larter.
Normalerweise dauere es etwa zwei Stunden, bis ein Tauchroboter wie "Victor 6000" bis auf die Tiefe des "Titanic"-Wracks abtaucht und genauso lange, bis er wieder auftaucht, schilderte seinerseits Professor Alistair Greig vom University College London.
An Bord des verschollenen Tauchboots befinden sich der Chef von OceanGate Expeditions, Stockton Rush, der britische Unternehmer und Abenteurer Hamish Harding, der pakistanische Geschäftsmann Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman sowie der französische "Titanic"-Experte Paul-Henri Nargeolet.
Quelle: ntv.de, tkr/AFP/dpa