Rushs Freund erhebt Vorwürfe "Titan" soll "Mausefalle für Milliardäre" gewesen sein
20.07.2023, 11:09 Uhr Artikel anhören
Bei der letzten Fahrt der "Titan" starben der Franzose Paul-Henri Nargeolet, der britische Abenteurer Hamish Harding, der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Media)
Nach der Implosion des Tauchboots "Titan" gibt es große Zweifel an den Sicherheitsvorkehrungen der Betreiberfirma. Nun äußert sich ein Freund des verunglückten Stockton Rush. Demnach habe der Oceangate-Chef nicht nur Warnungen ignoriert, sondern gewusst, dass es zu einer Katastrophe kommen würde.
Nach dem Unglück des Tauchboots "Titan", bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, werden erneut Vorwürfe gegen Oceangate-Chef Stockton Rush laut. So soll Rush gewusst haben, dass die "Titan"-Expeditionen in einer Katastrophe enden würden. Dies behauptete Karl Stanley, ein ehemaliger Passagier des Tauchboots und Freund von Rush, in einem Interview in der Sendung "60 Minutes Australia". Der Oceangate-Chef, der bei der Implosion der "Titan" vor rund einem Monat starb, habe allerdings trotzdem weiter an seiner "Mausefalle für Milliardäre" gearbeitet.
"Er ist buchstäblich und im übertragenen Sinne mit dem größten Knall in der Geschichte der Menschheit abgetreten, mit dem man abtreten kann", fuhr Stanley fort. Denn Rush sei "der letzte Mensch, der zwei Milliardäre auf einmal ermordet hat". Er ließ sie für dieses Privileg, ihren Reichtum, bezahlen, unterstellte Stanley seinem verunglückten Freund und fügte hinzu: "Ich glaube, Stockton hat eine Mausefalle für Milliardäre entworfen."
Ähnlich wie Rush es tat, betreibt auch Stanley ein Unternehmen für Tiefseeexplorationen. "Stanley's Submarines" mit Sitz in Honduras wirbt auf seiner Homepage mit seinem "einzigartigen Tiefseetauchboot" namens "Idabel", das drei Personen "sicher in eine Tiefe von 915 Metern transportieren kann". Er sei sich sicher, sagte Stanley im australischen Fernsehen, dass das Kohlefaserrohr der "Titan" bei seiner letzten Fahrt versagte und für die Implosion verantwortlich war.
"Knackende" Geräusche in "Titan"
Dies führten bereits verschiedene Experten in der "New York Times" aus. Sie kritisierten die Verwendung von Titan- und Kohlenstoffsegmenten, die normalerweise nicht für den Bau von U-Booten verwendet werden, da sich deren Verbindung als anfällig erwiesen haben. Die unterschiedlichen Materialien "haben unterschiedliche Ausdehnungs- und Kompressionskoeffizienten, und das steht der Aufrechterhaltung einer wasserdichten Verbindung entgegen", sagte etwa der frühere U-Boot-Kommandant Alfred S. McLaren der Zeitung. Auch die längliche Form der "Titan" sei für den enormen Druck unter Wasser nicht ideal gewesen.
Kurz nach dem Auffinden der Wrackteile der "Titan" erklärte die US-Küstenwache, dass es offenbar zu einem "katastrophalen Verlust der Druckkammer" gekommen sei. Die genaue Ursache wird derzeit von verschiedenen US-Behörden mit Hilfe von internationalen Partnern untersucht. Dies kann den Ermittlern zufolge bis zu 18 Monate dauern.
Derweil gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass Stockton Rush Warnungen von Experten sowie ehemaligen Mitarbeitern seiner Firma Oceangate bewusst ignorierte. Auch Stanley warnte seinen Freund frühzeitig, wie CNN berichtete. So unternahm er im April 2019 selbst eine Fahrt mit der "Titan", bei der er "knackende Geräusche" hörte, die ihn beunruhigten. Einen Tag später schickte er Rush eine E-Mail, in der er ihm von den Geräuschen berichtete.
"Warnungen stachelten Rush an"
"Was wir hörten, klang meiner Meinung nach (...) wie ein Fehler/Defekt in einem Bereich, auf den der enorme Druck einwirkt und der zerdrückt/beschädigt wird", zitiert der Sender aus der ihm vorliegenden E-Mail. "Die Intensität der Geräusche, die Tatsache, dass sie in der Tiefe nie ganz aufhörten, und die Tatsache, dass es in etwa 300 Fuß Tiefe Geräusche gab, die auf ein Nachlassen der gespeicherten Energie hindeuten, würde darauf hindeuten, dass es einen Bereich des Rumpfes gibt, der zusammenbricht/schwammig wird", schrieb Stanley demnach an seinen Freund.
Schon 2019 fürchtete Stanley, dass das Tauchboot "katastrophal versagen würde". Doch Rush habe die Warnungen zurückgewiesen, sagte Stanley im australischen Fernsehen. Demnach wetterte der Oceangate-Chef gegen die "uniformierten Anschuldigungen von Branchenkennern". Schließlich hätten sie Rush sogar angestachelt, sein "zum Scheitern verurteiltes" Projekt voranzutreiben.
Quelle: ntv.de, spl