Schwächeanfall mögliche Ursache? Todesfahrerin aus Toskana: Kann mich nicht erinnern
20.09.2024, 16:04 Uhr Artikel anhören
Nachdem sie die beiden Schülerinnen erfasste, soll die 44-Jährige noch 250 Meter weitergefahren sein, ohne an Tempo verloren zu haben.
(Foto: picture alliance/dpa/NEWS5)
Zwei Schülerinnen aus NRW sterben auf Klassenfahrt in der Toskana, als eine Frau sie auf dem Bürgersteig mit ihrem SUV erfasst. Wie es zu dem Unfall kam, ist noch immer ein Rätsel. Allerdings bringen die Verteidiger der Fahrerin nun einen möglichen Grund für den Kontrollverlust ins Spiel.
Nach dem Tod zweier deutscher Schülerinnen bei einer Klassenfahrt in die Toskana kann sich die Fahrerin des Unfallwagens nach eigener Auskunft an nichts mehr erinnern. Bei ihrer Vernehmung in der Stadt Lucca berief sich die 44-Jährige auf Gedächtnislücken. Ihre Anwälte brachten anschließend auch die Möglichkeit ins Spiel, dass die Frau am Steuer einen Schwächeanfall erlitten haben könnte. Dazu soll es nun eine ärztliche Untersuchung durch die italienischen Behörden geben. Ein Alkohol- und Drogentest war negativ ausgefallen.
Gegen die gebürtige Brasilianerin, die seit einiger Zeit in Italien lebt, wird inzwischen wegen eines Tötungsdelikts im Straßenverkehr ermittelt. Bei ihrer Todesfahrt am Mittwochabend war sie mit ihrem SUV durch die Innenstadt des Seebads Lido di Camaiore am Mittelmeer gerast. Dabei verletzte sie auf einem Bürgersteig zwei 17 und 18 Jahre alte Schülerinnen aus Duisburg tödlich, die in der Toskana auf Klassenfahrt waren. Sieben Menschen wurden verletzt.
Die Staatsanwaltschaft beantragte, dass die Frau bis auf weiteres eine elektronische Fußfessel tragen muss. "Unsere Mandantin ist nicht gleichgültig gegenüber dem, was passiert ist", sagten die beiden Verteidiger Massimo Landi und Nicola Bonuccelli. Sie könne sich aber an nichts erinnern. Augenzeugen hatten bereits berichtet, dass die Frau unmittelbar nach dem Unfall wie abwesend gewirkt habe.
Duisburger Gruppe zurückgekehrt
Nach den bisherigen Ermittlungen war die Brasilianerin, nachdem sie die beiden Deutschen frontal erfasst hatte, noch etwa 250 Meter weitergefahren, ohne die Geschwindigkeit zu verringern. Dabei verletzte sie noch weitere Fußgänger, bevor sie auf mehrere geparkte Autos prallte. Auch drei Urlauber aus Frankreich gehören zu den Verletzten. Eine Frau schwebte nach Angaben vom Donnerstag in Lebensgefahr.
Die etwa 80-köpfige Gruppe aus Duisburg-Mitte kehrte am Freitag heim. Angehörige nahmen die Schüler und Lehrer in Empfang. Den Jugendlichen und jungen Erwachsenen wurden auch Psychologen und Seelsorger zur Seite gestellt, wie eine Sprecherin der Bezirksregierung Düsseldorf schilderte. In der Gemeinde Camaiore - 1200 Kilometer südlich von Duisburg - gab es eine Schweigeminute.
Inzwischen ist auch ein Video des Unfalls aufgetaucht. Parallel zu den Ermittlungen in Italien stand in NRW im Fokus, den Betroffenen Halt zu geben. "Für Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte wird es in den kommenden Tagen Angebote zur Trauerbewältigung in der Schulgemeinschaft geben", kündigte die Bezirksregierung als Schulaufsicht an. Ob es eine Trauerfeier geben wird, war offen. Der Unterricht soll am Montag wieder anlaufen.
Quelle: ntv.de, spl/dpa