Panorama

Weltgrößter Fischmarkt zieht umTokio baut Festung gegen Ratteninvasion

05.10.2018, 12:53 Uhr
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Wenn der Fischmarkt in der Hauptstadt Japans umzieht, bleiben die Ratten zurück. (Foto: picture alliance/dpa)

Zehntausende Ratten leben in der Kanalisation unter dem größten Fischmarkt der Welt in Tokio. Durch die Fischabfälle finden sie hier reichlich Nahrung. Nun zieht der Markt aber in ein hochmodernes Gebäude - und die Stadt rüstet sich für hungrige Rattenhorden.

Die Operation muss lautlos, gründlich und schonungslos erfolgen, der wachsame Feind darf nichts mitbekommen. Eine ganze Mannschaft von Spezialisten rückt aus, wenn der berühmte Tsukiji-Fischmarkt in Tokio schließt. Ihr Gegner: Horden von Ratten.

"Nicht tausend, sondern zehntausende" der Nagetiere lebten auf dem 23 Hektar großen Marktgelände im noblen Stadtteil Ginza, sagt der Ratten-Experte Tatsuo Yabe. Zu Hause sind sie im Labyrinth des Abwassersystems, bislang boten ihnen die Fischabfälle reichlich Nahrung.

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Thunfische werden während einer Auktion im Tsukiji-Fischmarkt in Tokio versteigert. (Foto: picture alliance / -/kyodo/dpa)

Nach 83 Jahren am selben Ort zieht der weltgrößte Fischmarkt in der kommenden Woche innerhalb von fünf Tagen um in ein hochmodernes Gebäude im Stadtteil Toyosu. 900 Händler, die täglich 480 Arten von Meerestieren im Wert von zwölf Millionen Euro verkaufen, beziehen das neue Quartier in gut zwei Kilometer Entfernung direkt am Wasser. Zurück bleiben die Ratten. "Sobald sie merken, dass etwas Ungewöhnliches passiert, werden sie sich massenweise in Bewegung setzen", sagt der Tokioter Beamte, der die Ratten-Aktion auf dem Markt leitet.

Verbarrikadierung mit Wellblech

Um zu verhindern, dass die Tiere in die edlen Boutiquen und Luxusrestaurants der Nachbarschaft einfallen, hat die Stadtverwaltung mit Unterstützung erfahrener Kammerjäger einen Plan ausgearbeitet: Alle Eingänge der Kanalisation werden verschlossen, alle Löcher in den Zäunen rund um das Gelände mit Wellblech verbarrikadiert. Vor dem Abriss der Marktgebäude werden die Ratten mit für sie unüberwindbaren, drei Meter hohen Stahlwänden umzingelt. Innerhalb dieser Festung rücken die Jäger den Tieren mit 40.000 Klebefallen und 300 Kilogramm Gift zu Leibe.

Ginza ist eines der schicksten Ausgehviertel in Tokio. Die Besitzer der Lokale sind in Alarmbereitschaft. "Das ist beängstigend", sagt der Inhaber eines Restaurants, der seinen Namen nicht nennen möchte. "Manche Nachbarn füttern bereits die Straßenkatzen zur Verteidigung." Kammerjäger Kazuya Takahashi rät zur Wachsamkeit: "Wir empfehlen, nicht einmal die Türen offen zu lassen, denn sobald der Umzug des Markts beginnt, könnten die Kanalratten kommen."

Fischhändler Hiroyasu Ito ist genauso alt wie der Tsukiji-Markt, und er kennt die Markthallen wie kaum ein anderer. "Wir haben viele Probleme. Vögel und Ratten kommen ungehindert rein und raus", sagt er. Umso höher sind die Erwartungen an den neuen Standort. Der riesige, klimatisierte Komplex ist zweimal so groß wie der alte Markt und steht auf einem im Meer aufgeschütteten Gelände. "Der größte Unterschied ist, dass Toyosu ein geschlossener Markt ist", sagt Masataka Miyake von der Stadtverwaltung.

Sensoren steuern Türen und Rollläden des neuen Gebäudes. Sobald sie sich öffnen, wird ein starker Luftstrom in Gang gesetzt. "Dieser Luftvorhang verhindert, dass die kalte Luft entweicht", sagt Miyake. Und dass Insekten und Ratten eindringen.

Quelle: msc/AFP

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