Trotz rätselhaften Fischsterbens Polen will Oder weiter für Schifffahrt ausbauen
23.08.2022, 10:47 Uhr (aktualisiert)
Der Ausbau der Oder hat aus Sicht Polens "nicht nur ökonomische, sondern auch strategische Gründe".
(Foto: dpa)
Noch immer ist die Ursache des Fischsterbens in der Oder ungeklärt, in Polen blickt man jedoch nach vorne. Der umstrittene Ausbau für die Schifffahrt soll fortgesetzt werden, sagt der polnische Vize-Außenminister. Ökonomisch sei es sinnvoll - zudem erhole sich der Fluss bereits.
Polen will auch nach der Umwelt-Katastrophe in der Oder am umstrittenen Ausbau des Flusses für die Schifffahrt festhalten. "Wir sind entschlossen, die Schiffbarkeit der Oder zu verbessern", sagte Polens Vize-Außenminister Szymon Szynkowski vel Sek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Das hat nicht nur ökonomische, sondern auch strategische Gründe. Transportwege sind in heutigen Zeiten ein sehr wichtiger Aspekt der Sicherheit. Natürlich aber werden wir beachten, dass die Oder nicht nur ein Transportweg, sondern auch ein fragiles Ökosystem ist, und die Umweltaspekte völlig berücksichtigen."
Szynkowski vel Sek räumte Fehler der polnischen Behörden im Umgang mit dem Fischsterben in der Oder ein, kritisierte aber auch Deutschland. "Ende Juli haben die Behörden in Niederschlesien die ersten toten Fische registriert. Das Problem schien ihnen nicht groß genug, um die Informationen weiterzugeben. Ministerpräsident Morawiecki hat deswegen bereits zwei Behördenleiter entlassen. Aber auch die deutschen Behörden haben nicht alle Informationen weitergegeben, die sie hatten", sagte er. Inzwischen sei man "in ständigem Kontakt auf allen Ebenen".
"Fluss bereits dabei, sich zu erholen"
Polen sei bereit, den Deutschen beim Aufräumen an der Oder zu helfen, sagte der Minister. "Manchmal frage ich mich aber, ob auf deutscher Seite nicht mehr gemacht werden könnte, um die Verschmutzung zu bekämpfen. Wir haben auf polnischer Seite inzwischen 26 Sperren in den Fluss gelegt, um tote Fische einzusammeln. Auf deutscher Seite sind es nur drei. Auf polnischer Seite ist die Oder aktuell von 1200 Polizisten und 300 Feuerwehrleuten überwacht."
Der Fluss sei bereits dabei, sich zu erholen, das werde aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen, sagte Szynkowski vel Sek dem RND. "Wir werden auch neue Fische einsetzen müssen. Und die Regierung hat umgerechnet 50 Millionen Euro bereitgestellt, um ein dichteres Warnsystem aufzubauen."
Das massenhafte Fischsterben im Grenzfluss Oder war auf deutscher Seite am 9. August bekannt geworden. Die Suche nach der Ursache gestaltet sich schwierig. Wissenschaftlern zufolge könnte eine giftige Algenart ein Faktor für das Fischsterben sein. Darüber hinaus werden verschiedene andere Stoffe untersucht. Mecklenburg-Vorpommern hatte am Freitag mitgeteilt, dass bei Untersuchungen von Proben im deutschen Teil des Stettiner Haffs, in das die Oder mündet, keine Auffälligkeiten festgestellt worden seien.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 22. August 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, kst