Lange Haft für Ehrenmordversuch Türkischer Vater überfiel Freund der Tochter
10.01.2020, 19:53 Uhr
Angriff mit dem Radkreuzschlüssel: Das Bonner Gericht schickt den Vater eines 17-jährigen Mädchens für achteinhalb Jahre ins Gefängnis:
(Foto: picture alliance/dpa)
Für den Freund einer 17-Jährigen endet die erste Liebe blutig: Der türkische Vater des Mädchens überfällt das Paar beim Rendezvous in einem Auto. Der junge Mann kommt nur knapp mit dem Leben davon. Für den versuchten Mord schickt das Gericht den Vater und zwei Söhne für viele Jahre ins Gefängnis.
Weil er den Freund seiner Tochter mit einem Radkreuzschlüssel fast totgeprügelt hat, muss ein 45-Jähriger aus Meckenheim für lange Zeit ins Gefängnis. Das Bonner Schwurgericht verurteilte den Vater wegen heimtückischen versuchten Mordes aus niedrigen Beweggründen zu achteinhalb Jahren Haft. Die beiden Söhne des türkischen Mannes - 28 und 26 Jahre alt - erhielten wegen desselben Deliktes jeweils siebeneinhalb Jahre. Bei der Urteilsverkündung war - wie schon bei dem gesamten Verfahren - ein großes Polizeiaufgebot im Gerichtssaal und vor den Gerichtstüren, um eine Eskalation zwischen Familienangehörigen von Verurteilten und Opfer zu verhindern.
Das Trio hatte laut Gericht in der Nacht zum 20. Juni 2019 den 19-jährigen Freund der Tochter mit einem Radkreuzschüssel fast totgeprügelt, um ihn zu bestrafen, weil er die damals 17-jährige Tochter und Schwester der Täter "sexuell angegangen" habe. Das Paar, das sich nachts heimlich getroffen hatte, war auf einen Friedhofsparkplatz in Meckenheim gefahren, um "zu chillen, Musik zu hören, zu dösen". Als der Vater und die beiden Söhne das Paar halb entkleidet im Auto antrafen, beschlossen sie, den jungen Mann "zu erledigen", hieß es in der Anklage. Er habe "Ehre und Ansehen der Familie beschmutzt", niemals mehr sollte er mit der Tochter zusammenkommen.
"Es war ihnen egal, was mit dem jungen Mann passiert"
Mit dem Radmutterschlüssel aus schwerem Stahl hatte der Vater zunächst die Beifahrerscheibe eingeschlagen, die schreiende Tochter rausgezerrt und sieben Mal auf Kopf und Schädel ihres Freundes eingeschlagen. Anschließend hatten die beiden Söhne den Freund noch getreten, ihm sein Handy abgenommen und Fotos von dem Schwerverletzten und der leicht bekleideten Schwester gemacht, um diese schadenfroh dem Vater des jungen Mannes zu schicken. "Das Erschreckende", so der Kammervorsitzende, "es war ihnen völlig egal, was mit dem jungen Mann passiert." Als die Polizei kam, fanden die Beamten diesen blutüberströmt mit offener Schädeldecke und herausgeschlagenen Zähnen.
Der Vater hatte im Prozess die Schläge eingeräumt, er sei in Panik geraten, als er seine Tochter mit dem Freund gesehen habe; er habe geglaubt, sie sei vergewaltigt worden. Die beiden Söhne hatten ihre Unschuld beteuert, sie hätten sich an den Misshandlungen nicht beteiligt. "Das", so der Kammervorsitzende, "glaubt ihnen keiner." Die Verteidiger haben angekündigt, Revision gegen die Urteile einzulegen. Der Nebenklagevertreter bezeichnete das Urteil als "gerecht und angemessen". Der 19-Jährige, der bei dem Urteil im Gerichtssaal war, sei dankbar für die klaren und eindeutigen Worte.
Quelle: ntv.de, mau/dpa