Panorama

Reaktion auf Rassismus-Debatte US-Polizei poliert Image mit Gratis-Eis auf

polizei_eiskrem.jpg

(Foto: Boston Police Department)

Die Antwort der Polizei auf die jüngste Gewaltwelle ist kalt und süß: Mit Eiscreme versuchen die Behörden in Halifax und Boston, das Vertrauen vor allem der afroamerikanischen Bürger in die Polizei wiederherzustellen. Eine simple Idee, die zu funktionieren scheint.

Nach den tödlichen Fällen von Polizeigewalt in den USA versuchen einige Reviere nun, das ramponierte Image ihres Berufsstandes wieder aufzupolieren. Und ihre Idee ist recht simpel: Um den Leuten "ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern", wie es Polizeichef Kevin Lands aus Halifax ausdrückt, verschenken die Beamten Eiscreme - in Virginia etwa an Autofahrer bei einer Verkehrskontrolle. Ein Video von einer dieser Kontrollen ging zuletzt in den sozialen Netzwerken viral. Ein Beamter hatte eine Afroamerikanerin in ihrem Wagen gestoppt und ihr vorgeworfen, gegen die Kraftfahrzeugverordnung 1.7.3.9. verstoßen zu haben.

Natürlich gibt es diese Verordnung nicht - sie ist ein Scherz, um die Leute zu foppen. Doch der Dame am Steuer sind das Misstrauen und die Befangenheit gegenüber dem weißen Beamten deutlich anzusehen. Erst, als dieser sagt, es sei "gesetzeswidrig, an einem heißen Tag ohne ein Eis Auto zu fahren", und ihr den Süßkram vor die Nase hält, fällt der Groschen und der Frau hörbar ein Stein vom Herzen. Den Clip veröffentlichte das Polizeirevier später auf Facebook - er wurde mittlerweile fast 30.000 Mal geteilt.

"Was für eine tolle Geste, um das Vertrauen wieder herzustellen", lobte eine Nutzerin. Dass Eiscreme offenbar erfolgreich als sozialer Kitt dienen kann, hat sich derweil auch in anderen US-Bundesstaaten herumgesprochen. In der Ostküstenmetropole Boston geht seit Anfang der Woche eine fahrende Eisdiele auf Streife. Polizeichef William Evans stellte Wagen vor, der die blau-weißen Farben der Polizei trägt - und zudem die Aufschrift "Gratis-Eis". Es ist der jüngste Neuzugang des Polizeifuhrparks und soll vor allem Kinder erfreuen.

Antwort auf Welle des Hasses

Und auch diese PR-Aktion erweist sich als voller Erfolg. "Die gute Stimmung, die der Wagen zwischen meinen Beamten und den jungen Leuten in unserer Stadt erzeugt, ist unbestreitbar und bemerkenswert", sagt Evans. "Wenn mir vor 30 Jahren jemand gesagt hätte, dass ein Eis-Wagen Teil des Patrouillen-Fuhrparks der Bostoner Polizei würde, hätte ich ihn für verrückt gehalten." Rund 80.000 Euro hat der Wagen gekostet - finanziert wurde er von einer Stiftung. Der Effekt, den die Aktion erzeugt, ist für Bostons Polizei aber kaum in Dollar aufzurechnen.

Auf Twitter, wo unzählige Bilder von lächelnden Polizisten gezeigt werden, die Kindern mit Migrationshintergrund ein Eis schenken, folgen der Behörde mittlerweile 386.000 Nutzer. Das Ziel ist ganz klar: Das alte Credo - die Polizei, dein Freund und Helfer - soll wieder an Glaubwürdigkeit gewinnen, nachdem Anfang Juli binnen 48 Stunden in den Bundesstaaten Minnesota und Louisiana zwei Schwarze von Polizisten erschossen wurden. Die beiden Fälle hatten zu einer beispiellosen Gewaltwelle gegen die Polizei geführt. Allein in Dallas erschoss ein afroamerikanischer Afghanistan-Veteran aus Rache fünf Polizisten.

Quelle: ntv.de, jug/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen