Moskau ätzt gegen UNESCO-Votum Ukraine jubiliert über "Sieg im Borschtsch-Krieg"
01.07.2022, 17:32 Uhr
Ab sofort auf der Liste für bedrohtes Weltkulturerbe: ukrainische Borschtsch-Kreation.
(Foto: imago images/Shotshop)
Auch kleine Triumphe sind ein Mosaikstein zum Sieg: Weil die UNESCO das ukrainische Nationalgericht Borschtsch auf die Liste des bedrohten Kulturerbes setzt, feiert der ukrainische Kulturminister einen Sieg im Borschtsch-Krieg. Aus Moskau kommen dazu finstere Töne.
Die UN-Kulturorganisation UNESCO hat die ukrainische Kultur des Borschtsch-Kochens auf ihre Liste des bedrohten Kulturerbes gesetzt. Das ukrainische Borschtsch-Kochen sei auf die Liste des dringend zu schützenden immateriellen Kulturerbes gesetzt worden, erklärte das UNESCO-Welterbekomitee. Zur Begründung verwies es auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und dessen "negative Auswirkungen auf die Tradition".
Der ukrainische Kulturminister Oleksandr Tkatschenko reagierte begeistert: "Der Sieg im Borschtsch-Krieg ist unser", schrieb er bei Telegram. Kiew hatte die Einstufung als bedrohtes Kulturerbe gefordert, Russland hatte sich vehement dagegen gewandt.
Die russische Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa sprach nach der Entscheidung von einem Beispiel für den ukrainischen "Nationalismus" und zog die UNESCO-Entscheidung ins Lächerliche. Offensichtlich werde jetzt alles "ukrainisiert", schrieb sie auf Telegram. "Was kommt als Nächstes? Werden Schweine als ein ukrainisches Nationalprodukt anerkannt?" In der Ukraine gilt der Rote-Beete-Eintopf Borschtsch als Nationalgericht, er ist aber auch in Russland und anderen früheren Sowjetrepubliken sowie Polen in unterschiedlichen Varianten weit verbreitet.
"Viele Rezepte, nur eine Heimat"
Die durch den Krieg verursachte Flucht zahlreicher Menschen führe dazu, dass diese nicht mehr die notwendigen Zutaten anbauen und Borschtsch nicht mehr kochen sowie sich nicht zum Borschtsch-Essen versammeln könnten, erklärte das Welterbekomitee. Dies "untergräbt das soziale und kulturelle Wohlergehen der Gemeinschaft". Die ukrainische Version des Borschtsch sei aus dem Alltag des Landes nicht wegzudenken, betonte die UNESCO. Das Gericht sei ein "integraler Bestandteil des ukrainischen Familien- und Gemeinschaftslebens."
Ähnlich wie die UNESCO sieht es ntv-Kolumnistin Anastasia, die auch gleich ein Borschtsch-Rezept dazu liefert: "Borschtsch ist eine Suppe - die meisten kennen sie mit Roter Bete und Weißkohl. Borschtsch ist aber auch Heimat. Es gibt zwar viele Möglichkeiten, Borschtsch zuzubereiten, es gibt aber nur eine Heimat. Meine Heimat wird gerade zerstört. Indem ich mit meinen Freundinnen und allen Kindern gemeinsam koche, holen wir uns ein Stück Heimat in unser neues Leben." Hier geht es zur Kochanleitung.
Quelle: ntv.de, mau/AFP