Panorama

Homolka: "Das war Rufmord" Uni Potsdam sieht Machtmissbrauch an Rabbinerschule

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"Machtgebrauch ist nicht schon Machtmissbrauch", sagt Homolka.

(Foto: picture alliance / Robert B. Fishman)

Diverse Vorwürfe gegen Gründer und Rektor Walter Homolka sorgen für Unruhe am Potsdamer Abraham Geiger Kolleg. Eine interne Untersuchung bestätigt diese zumindest teilweise. Homolka selbst kann keinen Machtmissbrauch erkennen und spricht von einer Kampagne.

Eine Kommission der Universität Potsdam sieht einen Teil der Vorwürfe im Zusammenhang mit der Rabbinerschule Abraham Geiger Kolleg als bestätigt an. Nicht nachweislich bestätigt hätten sich Vorwürfe der Duldung des Verhaltens sexualisierter Belästigung eines Dozenten, teilte die Universität bei der Vorstellung eines Berichts mit.

Gegenüber dem Kolleg-Gründer Walter Homolka hätten sich bisher die Vorwürfe eines Machtmissbrauchs durch Ämterhäufung, Schaffung problematischer Studien- und Arbeitsverhältnisse und durch Karriereeingriffe bestätigt. Im Mai waren Vorwürfe sexualisierter Belästigung durch einen Dozenten am Geiger Kolleg in einem Bericht der "Welt" öffentlich geworden. Homolka, Gründer und Rektor des Rabbinerkollegs, ließ daraufhin seine Ämter ruhen.

Als Professor ist Homolka inzwischen wieder offiziell im Dienst der Universität. "Soweit wir nach erster Sicht des Berichts sehen, ergeben sich keine straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen und damit auch keine beamtenrechtlichen Konsequenzen", sagte der Präsident der Universität, Oliver Günther. Die Universität sehe keine Grundlage für ein Disziplinarverfahren. Nachdem klar gewesen sei, dass sich keine beamtenrechtlichen Konsequenzen ergeben, sei Homolka seit 1. Oktober wieder als Professor der Universität im Dienst. Die Beurlaubung sei zu Ende. Im Wintersemester habe er aber ein Forschungssemester.

Kolleg-Gründer bestreitet Vorwürfe

Homolka selbst weist Vorwürfe von Machtmissbrauch und sexualisierter Belästigung zurück. In einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" spricht er von Rufmord und einer Kampagne, um ihm zu schaden. Er sei kein Vertuscher und kein Belästiger, sagte er. "Aber bei solchen schwerwiegenden Vorwürfen gilt, auch wenn sie durch eine Studie entkräftet werden: Es bleibt etwas hängen. Sie ohne Beweise öffentlich zu verbreiten, das war Rufmord."

Homolka sagte der "Zeit": "Ja, ich war Chef und hatte Macht. Doch Machtgebrauch ist nicht schon Machtmissbrauch." Über Karrieren hätten stets Gremien entschieden. "Deren Strukturen waren vielleicht nicht ideal und sind nun zu erneuern", sagte Homolka. "Doch mich wundert, dass sich jahrzehntelang niemand daran störte, dass ich viele, meist arbeitsintensive Ämter bekleidete."

Zur Frage, wie er sich die Häufung von Anschuldigungen erkläre, sagte Homolka: "Alle Vorwürfe gehen letztlich auf einen ersten zurück: Ich hätte vertuscht, dass mein Lebenspartner, der auch am Kolleg arbeitete, einen pornografischen Clip an einen Studenten versendet hat. Wahr ist, es gab den Clip." Er habe aber erst davon erfahren, als der Student den Vorfall beim Kolleg und bei der Polizei angezeigt habe, sagte Homolka. Deren Ermittlungen seien wegen Geringfügigkeit eingestellt worden.

"Was mein Partner getan hat, war grundfalsch. (...) Dass er nun seine Anstellung verloren hat, wäre ihm nicht passiert ohne mich: Meine Person wird skandalisiert." Homolka war auch Vizedirektor der School of Jewish Theology der Universität Potsdam. Eine Kommission untersuchte die Vorwürfe im Bereich dieser Einrichtung. Der Zentralrat der Juden in Deutschland lässt parallel die Vorwürfe prüfen.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa

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