Panorama

Amtsärzte beklagen Personalnot Viele Ämter geben Kontaktverfolgung auf

"Seit Beginn der Pandemie beobachte ich neben der Fluktuation auch eine Flucht des Personals aus den Gesundheitsämtern", sagt Teichert.

"Seit Beginn der Pandemie beobachte ich neben der Fluktuation auch eine Flucht des Personals aus den Gesundheitsämtern", sagt Teichert.

(Foto: picture alliance / photothek)

Die hohe Zahl an Corona-Infizierten bringt viele Gesundheitsämter an die Belastungsgrenze. Laut Amtsärzte-Chefin Teichert findet eine flächendeckende Suche nach Kontaktpersonen "fast gar nicht mehr statt". Einige Bundesländer haben den Kampf bereits ganz aufgegeben, so die Medizinerin.

Ein großer Teil der Gesundheitsämter in Deutschland hat die Kontaktverfolgung und Quarantäneansprache bei Corona-Infizierten eingestellt. "Eine flächendeckende Nachverfolgung findet im Moment fast gar nicht mehr statt", sagte die Bundesvorsitzende der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). "Mehrere Länder haben sogar komplett die Suche nach Kontaktpersonen ausgesetzt, zum Beispiel Baden-Württemberg, Berlin und Hamburg."

Man gehe dort davon aus, dass sich die Menschen selbst informieren würden, was sie bei einem positiven Testergebnis oder einem Risikokontakt tun müssen. "Die Frage ist, ob alle das tun", gab Teichert zu bedenken. "Wegen der vielen positiv getesteten Personen und dem Anstieg der Inzidenzen liegt der Fokus jetzt darauf, erst einmal die zahlreichen Coronafälle zu erfassen und zu melden".

Die Lage sei sehr angespannt, weil die Gesundheitsämter schon lange über dem Limit arbeiten würden. Eine Folge sei die sich verschärfende Personalnot: "Seit Beginn der Pandemie beobachte ich neben der Fluktuation auch eine Flucht des Personals aus den Gesundheitsämtern", sagte Teichert.

Neben der Arbeitsbelastung liege dies auch an der vergleichsweisen schlechten Bezahlung, so Teichert mit Blick auf die Bezahlung von Ärzten in Krankenhäusern. "Es gibt ein erhebliches Lohngefälle, das die Arbeit im Gesundheitsamt unattraktiv macht." Sie forderte daher, die Gesundheitsämter dauerhaft mit mehr gut bezahltem Fachpersonal auszustatten.

Verschlimmert werden könnte der Personalmangel auch durch die Pandemie selbst. "Durch die Omikron-Variante laufen wir in Deutschland auf eine Situation zu, in der die Gesundheitsämter erkranktes Personal irgendwann nicht mehr kompensieren können", sagte Teichert dem RND. Wichtig seien zwar gute Notfallpläne. "Wenn aber beispielsweise 30 Prozent der Belegschaft erkrankt, lässt sich das auch durch Notfallpläne kaum noch ausgleichen".

Quelle: ntv.de, jpe/AFP

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