Nach Berichten über Thrombosen Viele Länder impfen weiter mit Astrazeneca
16.03.2021, 17:24 Uhr
In Großbritannien kommt der Astrazeneca-Impfstoff bislang am meisten zum Einsatz.
(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)
In Europa gehen die Länder unterschiedlich mit dem Astrazeneca-Vakzin um. Während Deutschland, Frankreich und Italien die Impfungen mit dem Wirkstoff aussetzen, halten Großbritannien, Österreich und Belgien am Einsatz fest. Gespannt wird die Empfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde erwartet.
Beim Aussetzen der Corona-Impfungen mit dem Astrazeneca-Präparat handeln die europäischen Länder unterschiedlich: Während die großen EU-Länder Deutschland, Frankreich und Italien die Verabreichung am Montag stoppten, hält Ex-EU-Mitglied Großbritannien an dem Einsatz weiter fest. Gleiches gilt für Österreich, Belgien sowie Lettlands Nachbarn Litauen. Auch Finnland wartet ab.
Im südostasiatischen Thailand ließen sich Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha und Mitglieder seines Kabinetts mit dem Präparat impfen. Das Land hatte die Impfungen mit dem Astrazeneca-Vakzin am vergangenen Freitag zunächst verschoben. "Es wurde verifiziert, dass es durch den Astrazeneca-Impfstoff keine schlechte Reaktion gibt", sagte der Regierungschef. "Die Impfungen beginnen heute mit dem Kabinett und Regierungsbeamten, die in engen Kontakt mit einer großen Anzahl von Menschen kommen."
Zuletzt hatten Schweden, Portugal, Luxemburg und Lettland die Verabreichung des Astrazeneca-Wirkstoffs vorsorglich ausgesetzt. Man pausiere beim Gebrauch des Impfstoffs, bis die Untersuchung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zu vermuteten Nebenwirkungen des Mittels abgeschlossen sei, teilte die schwedische Gesundheitsbehörde mit. Ähnlich äußerten sich auch Behörden und Ministerien der anderen Länder.
Hintergrund des vorübergehenden Impfstopps sind Meldungen von Blutgerinnseln, die in mehreren Ländern im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung mit dem Astrazeneca-Präparat aufgetreten sind. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Impfung und Blutgerinnsel wurde bisher in keinem der Fälle festgestellt. Ob tatsächlich ein solcher kausaler Zusammenhang besteht, wird derzeit untersucht.
EMA kündigt Einschätzung für Donnerstag an
Die EMA hält den Nutzen des Astrazeneca-Vakzins bis zum Abschluss der laufenden Untersuchungen für größer als die Gefahren. Solange die Untersuchungen der EU-Behörde andauerten, sei man entschieden davon überzeugt, dass die Vorteile des Impfstoffs bei der Verhinderung von Covid-19 das Risiko überwögen, bekräftigte EMA-Chefin Emer Cooke. Am Donnerstag wolle die EMA eine Einschätzung zu möglichen Risiken und zur weiteren Verwendung abgeben.
Mindestens bis dahin werden die kleinen Fläschchen mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers in mehreren Ländern verschlossen bleiben. Zunächst hatte Dänemark vergangene Woche den Einsatz des Astrazeneca-Präparats für vorläufig 14 Tage ausgesetzt, nachdem zuvor vereinzelte Fälle von Blutgerinnseln in Kombination mit niedrigen Blutplättchenzahlen nach der Impfung gemeldet worden waren.
In Schweden hat es nach Angaben der Gesundheitsbehörde bislang keine derartigen Fälle gegeben. "Der Entschluss ist eine Vorsichtsmaßnahme", erklärte Staatsepidemiologe Anders Tegnell. Brisant an diesem Beschluss ist, dass Astrazeneca teils schwedisch ist: Der Pharmakonzern ist 1999 aus dem Zusammenschluss des schwedischen Unternehmens Astra und des britischen Konzerns Zeneca entstanden. Seinen Hauptsitz hat Astrazeneca im englischen Cambridge.
Quelle: ntv.de, chf/dpa