Kantone fürchten Virus-Pingpong Viele Schweizer Skigebiete bleiben doch zu
19.12.2020, 18:08 Uhr
Ob der Ski-Jetset sich in St. Moritz treffen darf, entscheidet das Kanton Graubünden erst am Montag.
(Foto: imago images/Eibner Europa)
Zunächst stemmen sich die Alpenländer Österreich und Schweiz gegen jede Forderung, ihre Skigebiete über Weihnachten geschlossen zu halten. Nun kommt der Ski-Lockdown durch die Hintertür. Viele Schweizer Kantone weichen von der großzügigen Berner Linie ab und öffnen ihre Seilbahnen und Lifte nun doch nicht.
Mehrere Schweizer Kantone schließen wegen der Corona-Infektionszahlen nun doch ihre Skigebiete. Auch andere Maßnahmen einzelner Kantone gehen teils deutlich über die Schutzmaßnahmen hinaus, die die Regierung in Bern am Freitag landesweit vorgegeben hatte. Demnach müssen ab nächsten Dienstag Restaurants, Kinos, Museen und Sportclubs schließen, aber Geschäfte und die Skigebiete dürfen trotz Kritik aus dem Ausland offenbleiben. Die Kantone Zürich, St. Gallen, Luzern, Schwyz, Nidwalden, Obwalden, Zug, Appenzell Innerrhoden und Uri kündigten nun an, ihre Skigebiete ab Dienstag geschlossen zu lassen. Die Corona-Lage lasse es nicht zu, dass diese den Betrieb weiterführten oder überhaupt erst aufnähmen, erklärte etwa der Luzerner Regierungsrat.
Offen bleiben Skigebiete dagegen zunächst in den Kantonen Bern und Wallis. Die Berner Regierung rief die Bevölkerung zur Vorsicht auf. Sie kündigte an, die Skigebiete zu schließen, falls die Situation in den Krankenhäusern schlimmer werden sollte. Andere Kantone wie Graubünden wollten noch bis Montag entscheiden, ob sie die Skigebiete über Weihnachten öffnen.
Die Infektionszahlen in der Schweiz gehören - im Verhältnis zur Einwohnerzahl - zu den höchsten in Europa, das Gesundheitssystem stößt vielerorts an seine Grenzen. Dennoch waren Bundesregierung und Kantone bislang zurückhaltend. Erst vergangene Woche wurden öffentliche Veranstaltungen verboten und eine Sperrstunde für Restaurants um 19 Uhr eingeführt - allerdings gab es Ausnahmen. Die Schweizer Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin warnt bereits vor einer dritten Corona-Welle. Deren Höhe werde abhängig sein vom Verhalten der Menschen in den bevorstehenden Ferien, sagte Vorstandsmitglied Aristomenis Exadaktylos der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es brauche landesweit einheitliche Regeln: "Sonst spielen wir nur kantonales Virus-Pingpong.
Wien verteidigt Öffnung: "Sicher wie U-Bahn-Fahrt"
Die österreichische Regierung verteidigte derweil die Öffnung der Skigebiete gegen Kritik. Trotz eines weiteren mehrwöchigen Lockdowns nach Weihnachten dürfen Seilbahnen und Liftanlagen am 24. Dezember wieder öffnen, wobei die Entscheidung darüber bei den Bundesländern liegt. "Wir haben zur Zeit keine Touristen im Land, das heißt, wir öffnen die Sportmöglichkeiten, die Skilifte vor allem auch für die Einheimischen", sagte Tourismusministerin Elisabeth Köstinger in Wien.
Ein Wiener könne beispielsweise auch mit der U-Bahn ins Grüne am Stadtrand fahren und dort laufen gehen, sagte Köstinger. "Es gibt bei den Seilbahnen, den Gondeln keinen Unterschied zu den anderen Transportmitteln, also ich verstehe manchmal, ehrlich gesagt, nicht, warum das so differenziert gesehen wird." Sicherheitskonzepte, die unter anderem Maskenpflicht schon beim Anstellen für den Lift vorsähen, gebe es bereits seit Herbst.
Am Samstag trat in Österreich die neue Einreiseverordnung in Kraft, wonach Einreisende mit wenigen Ausnahmen in eine zehntägige Quarantäne mit Testmöglichkeit ab Tag fünf müssen. Am Freitagabend hatte Österreichs Regierung erneute Ausgangsbeschränkungen und Schließungen etwa des Handels vom 26. Dezember bis zum 17. Januar verkündet. Für diejenigen, die dann nicht an einem der landesweit angebotenen Corona-Tests teilnehmen wollen, sollen die Regeln laut Regierung noch eine weitere Woche gelten. Für Negativgetestete sollen ab dem 18. Januar auch die seit November geschlossene Gastronomie, Tourismusbetriebe und Kultur wieder öffnen.
Quelle: ntv.de, mau/dpa