Hauptgrund Annullierung Beschwerdezahl bei Flugreisen schießt wieder hoch
22.12.2022, 12:39 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Ein Mann wartet während eines Streiks auf den nächstmöglichen Flug.
(Foto: picture alliance /)
Wenn etwas bei der geplanten Reise mit Bus, Bahn oder Flugzeug schiefgeht und die Kommunikation mit dem verantwortlichen Unternehmen nicht funktioniert, gibt es eine Schlichtungsstelle. Nach einem pandemiebedingten Einbruch steigt die Zahl der Beschwerden wieder.
Der Reiseverkehr hat in diesem Jahr wieder deutlich zugelegt - entsprechend ist auch die Zahl der Streitigkeiten um Erstattungen zwischen Reisenden und Unternehmen gestiegen. Die Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP) rechnet für das laufende Jahr mit insgesamt mehr als 28.000 Beschwerden, wie sie mitteilte. Das wären nahezu doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. 2021 war insbesondere der Flugverkehr aufgrund der Corona-Krise noch stark eingeschränkt, auch bei der Zahl der Schlichtungsanträge gab es einen Einbruch.
Insgesamt wächst die Zahl der Beschwerden seit Jahren tendenziell. Gab es 2012 noch weniger als 4000, waren es 2017 bereits mehr als 15.000 und ein Jahr darauf gar erstmals über 30.000, wie aus dem letztjährigen Jahresbericht der Schlichtungsstelle hervorgeht. 2020 hatte es gar über 40.000 Beschwerden gegeben - der bisherige Rekord.
Die meisten Fälle im laufenden Jahr sind der jüngsten Mitteilung zufolge zwischen August und November eingegangen. Weil zwischen dem jeweiligen Reiseereignis und der Beschwerde oft mehrere Wochen oder sogar Monate liegen, spiegelt das aus Sicht der Schlichtungsstelle vor allem die Sommerreisezeit wider.
Großteil der Beschwerden im Flugverkehr
Auch in diesem Jahr fiel ein Großteil der Beschwerden, nahezu 85 Prozent, im wieder anziehenden Flugverkehr an. Hier hat sich die Zahl der gemeldeten Konflikte mit mehr als 23.600 mehr als verdoppelt. Hauptgrund der Streite waren annullierte Flüge. Fast 44 Prozent der den Flugverkehr betreffenden Fälle drehte sich um dieses Thema. Flugverspätungen spielten bei knapp 25 Prozent eine Rolle.
Es ist davon auszugehen, dass noch viel mehr Menschen mit ihren Reisen oder Absagen unzufrieden waren. Denn nicht jede Person wendet sich nach einem Vorgang, der Unzufriedenheit auslöste, an die Schlichtungsstelle. In jedem Fall müssen sich Reisende mit ihrem Anliegen zunächst an die Verkehrsunternehmen selbst wenden.
Den zweithöchsten Anteil an den Beschwerden hat traditionell der Zugverkehr. Hier geht die SÖP für das laufende Jahr von rund 3500 Anträgen aus. Im Vorjahr waren es etwa 1000 Fälle weniger. Zugausfälle und Verspätungen machten dabei jeweils etwa ein Drittel der Beschwerden aus.
400 Unternehmen beteiligen sich
Fernbus- und Schiffsreisen machen in der Regel nur wenige Prozentpunkte bei den Beschwerden aus. Es waren laut SÖP jeweils etwa so viele wie im Vorjahr. Über alle Verkehrsträger hinweg lag die Zahl der Anträge in diesem Jahr über dem Niveau von 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Krise - obwohl damals vor allem im Flugverkehr die Passagierzahlen deutlich höher waren.
Vom Beschwerdeaufkommen aus dem Jahr 2020 wiederum sind die aktuellen Zahlen noch deutlich entfernt. Im ersten Pandemie-Jahr hat die SÖP eigenen Angaben zufolge mehr als 40.000 Anträge bearbeitet - Rekord. Der Reiseverkehr war innerhalb kurzer Zeit fast vollständig zum Erliegen gekommen. Flüge wurden kurzfristig gestrichen.
Die SÖP kümmert sich seit 2010 um Probleme bei Flug-, Bus-, Bahn- und Schiffsreisen. Zum größten Teil geht es um eine Entschädigung bei Verspätungen oder Ausfällen von Flügen und Bahnfahrten. Rund 400 Verkehrsunternehmen beteiligen sich an dem Schlichtungsverfahren, das sie selbst finanzieren.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 19. Dezember 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mpe/dpa