Alarmstufe Rot für FlugverkehrVulkan in Russland spuckt große Aschewolke
Der Schiwelutsch ist im Osten Russlands auf der Halbinsel Kamtschatka ausgebrochen: Vulkan-Experten warnen vor Asche-Explosionen von bis zu 15 Kilometer Höhe. Die Aschewolke breitet sich demnach bereits über Hunderte Kilometer aus.
Der russische Vulkan Schiwelutsch ist um 6.31 Uhr (Ortszeit) ausgebrochen und hat eine große Aschewolke über die spärlich besiedelte Kamtschatka-Halbinsel geschickt. "Asche-Explosionen von bis zu 15 Kilometer Höhe können jederzeit vorkommen", warnte das örtliche Vulkan-Beobachtungszentrum. Laut dem Direktor des Instituts für Vulkanologie und Seismologie der Russischen Akademie der Wissenschaften, Alexej Oserow, ist es der größte Ascheregen seit 60 Jahren. Auf dem Boden habe sich in der Ortschaft Kljutschi innerhalb von vier Stunden eine 8,5 Zentimeter dicke Schicht aus Asche gebildet. In dem Dorf, das mit 47 Kilometern Entfernung am nächsten an dem Vulkan liegt, sei zuletzt 1964 eine solche Menge an Asche registriert worden.
Aber auch andere Ortschaften sind betroffen. Die Aschewolke breitete sich den Angaben zufolge über Hunderte Kilometer aus. Die russische Vulkanbeobachtungsstelle KVERT gab am Morgen eine Warnung für den Luftverkehr mit der Alarmstufe Rot heraus. "Die anhaltende Aktivität könnte internationale und niedrig fliegende Flugzeuge beeinträchtigen", hieß es.
Der Ausbruch des 60.000 bis 70.000 Jahre alten Vulkans "geht noch weiter", warnte KVERT. Ein Video des Ausbruchs, das ein Verwaltungsbeamter im Onlinedienst Telegram veröffentlichte, zeigte eine Wand aus dichter grauer Asche, die sich über den gesamten Horizont aufbaute. Die rund 12.000 Einwohner in einem Radius von 100 Kilometer um den Schiwelutsch-Vulkan wurden angewiesen, möglichst zu Hause zu bleiben. Die Schulen sagten den Unterricht ab. Teilweise fiel die Stromversorgung aus.
Bewohner berichten von aschgrauer Flüssigkeit
In Kljutschi berichteten Bewohner, aus ihren Wasserhähnen komme aschgraue Flüssigkeit. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete unter Berufung auf den örtlichen Zivilschutz, dass eine Versorgung mit Trinkwasser von einer Militärbasis aus organisiert werde. Vulkanologen warnten, dass die Aschewolke sich von dem Riesenvulkan bis in die 450 Kilometer entfernte regionale Hauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski erstrecken könnte. Experten waren im Einsatz, um das konkrete Ausmaß der Gefahr für die Bevölkerung auf der dünn besiedelten Halbinsel zu bewerten. Demnach hatten die Vulkanologen schon seit Monaten mit einem solchen Ausbruch des Schiwelutsch gerechnet. Vor einigen Tagen hatte auch der Vulkan Besymjanny eine rund zehn Kilometer hohe Aschesäule in die Luft geblasen. Geologen veröffentlichten Fotos davon, wie Lava und Dämpfe aus dem Vulkan austraten.
Die Halbinsel liegt etwa 6600 Kilometer östlich von Moskau und ist mit etwa 30 aktiven Vulkanen eines der Gebiete mit der weltweit höchsten Konzentration geothermischer Aktivität. Wegen seiner Vulkane, Geysire und Thermalquellen ist Kamtschatka ein Sehnsuchtsziel vieler Naturliebhaber. Die 1200 Kilometer lange und bis zu 450 Kilometer breite Halbinsel Kamtschatka zählt rund 160 Vulkane, doch nur die wenigsten davon sind noch aktiv. Die Vulkanregion gehört zum UNESCO-Weltnaturerbe.
