30 Dörfer unter der Feuerwalze Waldbrände nehmen Sibirien die Luft
13.04.2015, 20:06 Uhr
Die Brände wurden wohl durch das Verbrennen von trockenem Gras ausglöst.
(Foto: twitter.com/de_sputnik)
In Sibirien haben enorme Waldbrände mehrere Regionen fest im Griff. 26 Menschen sind in den Flammen bereits ums Leben gekommen, Hunderte sind schwer verletzt. Hilfskräfte versuchen zu Tausenden das Feuer unter Kontrolle zu bringen - bisher vergeblich.
Bei Waldbränden in Sibirien sind mindestens 26 Menschen ums Leben gekommen und beinahe tausend verletzt worden. In der südöstlichen Region Chakassien wurden 23, in der ostsibirischen Region Tschita drei Menschen getötet, teilten die Behörden mit. In Chakassien seien zudem über 900 Menschen verletzt, 77 sind ins Krankenhaus gebracht worden. Acht von ihnen schwebten demnach in Lebensgefahr, während ein Mensch noch vermisst werde. Schon über 5000 Menschen hätten zudem durch die Brände ihre Behausung verloren, darunter rund tausend Kinder.
Im Südosten Sibiriens sind den Angaben zufolge mehr als 30 Dörfer von den Bränden betroffen, die Behörden sprachen von "enormen Schäden". Mehr als 5000 Helfer waren während der Nacht in Chakassien im Einsatz. Präsident Wladimir Putin koordiniere persönlich den Einsatz der dortigen Rettungskräfte, teilte sein Sprecher mit. Für den Dienstag wurde ein regionaler Trauertag ausgerufen.
Die Behörden machten Bauern, die trockenes Gras verbrannten, für die Brände verantwortlich: "Diese Feuer wären nicht ausgebrochen, wenn keiner mit Streichhölzern gespielt hätte", sagte der stellvertretende Katastrophenschutzminister Alexander Tschuprijan. "Und es waren Erwachsene und keine Kinder, die das getan haben", fügte er hinzu. Moskauer Ermittler nahmen Behördenangaben zufolge Untersuchungen gegen fünf Menschen wegen Fahrlässigkeit auf.
Flammen sogar aus dem All erkennbar
Dem staatlichen Fernsehen zufolge waren die Feuer derart heftig, dass sie sogar aus dem All zu erkennen waren. Das Fernsehen zeigte Satellitenaufnahmen der Flammen, die auf dutzenden Quadratkilometern tobten und den Angaben zufolge bis zu drei Meter hoch geschlagen sein sollen. Sturmartige Winde und Temperaturen von bis zu 25 Grad Celsius sollen die Brände den Behörden zufolge erheblich angetrieben haben.
Auch mindestens 700 Rinder und rund 3000 Schafe kamen bei den Waldbränden in Chakassien um. Angesichts der großflächigen Zerstörung von Feldern gab es Befürchtungen, dass es nun nicht mehr genügend Weideflächen für die überlebenden Tiere gibt.
"Die Situation ist sehr ernst"
Helfer versuchten Brände in der weiter östlich gelegenen Region Tschita unter Kontrolle zu bringen, wo bislang zwei Menschen getötet wurden. "Die Situation ist sehr ernst", sagte der dortige Gouverneur Konstantin Ilkowski seinen Mitarbeitern zufolge.
Auch Ilkowski rief die Anwohner dazu auf, kein weiteres Gras mehr zu verbrennen; die Bewohner verschiedener Ortschaften sollten sich auf eine Evakuierung vorbereiten. Die Behörden gaben an, dass auch in der Nähe mehrerer Munitionslager gegen die Flammen gekämpft werde. Allerdings beharrten sie darauf, dass von diesen keine Gefahr einer Explosion ausgehe.
Im Frühling und Herbst kommt es in Russland durch das Abbrennen von trockenem Gras immer wieder zu verheerenden Bränden. 2010 kamen bei derartigen Feuern mindestens 60 Menschen ums Leben, mehr als 3000 Häuser wurden zerstört. Die Hauptstadt Moskau war damals von Rauch umhüllt und die dortige Sterberate um das Doppelte nach oben geschnellt. 2012 wurden Umweltgruppen zufolge zehn Millionen Hektar Wald in Sibirien durch Brände zerstört.
Quelle: ntv.de, hla/AFP