Termine "stufenweise" vergeben Warum Kassenpatienten es auch auf Doctolib schwer haben
14.05.2025, 08:28 Uhr Artikel anhören
Das französische Unternehmen ist auch in Deutschland weit verbreitet bei der Online-Terminvergabe.
(Foto: picture alliance / Hans Lucas)
Dass Kassenpatienten länger auf Facharzttermine warten als Privatversicherte, ist landläufig bekannt. Laut einer Datenanalyse des "Spiegel" auf der Vergabeplattform Doctolib kann die Wartezeit oft doppelt, aber auch schon mal drei- bis viermal so lang sein.
Kassenpatienten warten deutlich länger auf Facharzttermine als Privatversicherte. Das zeigt eine umfassende Datenanalyse des "Spiegel". Ausgewertet wurden fast 24.000 Suchergebnisse auf der Plattform Doctolib. Gesetzlich Versicherte warten bei vielen Facharztgruppen doppelt so lange auf einen Termin wie Privatversicherte - in manchen Fällen sogar drei- bis viermal so lang.
Besonders gravierend ist laut "Spiegel"-Analyse der Unterschied bei Lungenfachärzten: Zum Zeitpunkt der Erhebung warteten Kassenpatienten durchschnittlich 129 Tage, also mehr als vier Monate, auf einen Termin, während Privatversicherte diesen bereits nach 35 Tagen erhielten. Ähnliche Diskrepanzen zeigen sich bei anderen der zwölf untersuchten Facharztgruppen. Einzige Ausnahmen sind Kieferorthopäden und Kinderärzte, bei denen die Wartezeiten für beide Patientengruppen nahezu gleich sind.
Die Analyse zeigt zudem, dass Kassenpatienten deutlich seltener konkrete Termine angeboten bekommen. Oft stoßen sie auf Hinweise wie "Wir geben stufenweise weitere Termine für die Online-Buchung frei. Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal." Diese Nachricht taucht bei den meisten Facharztgruppen deutlich häufiger auf, wenn Kassenpatienten online nach Terminen suchen. Vermutlich ein Indiz dafür, dass die angeschlossenen Praxen dies so einstellen.
Ein weiterer zentraler Befund der "Spiegel"-Recherche: Selbst bei Ärzten, die sowohl gesetzlich als auch privat Versicherte behandeln, erhalten Privatpatienten bevorzugt frühere Termine. Dies deutet auf eine systematische Benachteiligung hin, die wirtschaftlich motiviert sein könnte.
Quelle: ntv.de, mpe