Panorama

Sturmtief in GriechenlandWarum es Tropenstürme im Mittelmeer gibt

17.11.2017, 13:02 Uhr
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Unwetter und Überschwemmungen in Griechenland: In der Nähe von Athen versuchen Arbeiter, ein Auto aus einem Hauseingang zu entfernen. (Foto: AP)

Für Deutschland geht es es bisher relativ ruhig durch die Wetterwoche. Im Mittelmeer toben dagegen heftige Unwetter. Wie "Medicane" entstehen und welche Auswirkungen sie auf das Wetter hierzulande haben, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander.

Für Deutschland geht es bisher relativ ruhig durch die Wetterwoche. Auf dem Mittelmeer toben dagegen heftige Unwetter mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h und sintflutartigen Regenfällen. Wie "Medicane" entstehen und welche Auswirkungen sie auf das Wetter hierzulande haben, erklärt n-tv Meteorologe Björn Alexander im Interview.

Während es hierzulande bisher relativ ruhig durch die Woche ging, tobten am Mittelmeer heftige Unwetter. Wird sich die Situation dort entspannen?

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Mehrere Menschen kamen bei den heftigen Unwettern in Griechenland ums Leben. (Foto: imago/ZUMA Press)

Im Laufe des Wochenendes klingen die Niederschläge durch Tief "Numa" im Bereich des zentralen Mittelmeers und Griechenland allmählich ab. Anschließend können zwar noch weitere Schauer aufkommen, aber die dürften deutlich weniger ergiebig sein als die zum Teil heftigen Fluten, die dort zuletzt vom Himmel kamen. Das waren dort fast Verhältnisse wie in einem Tropensturm, weshalb "Numa" sich eben auch an der Schwelle zu einem sogenannten "Medicane" bewegt - mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 km/h und dem sintflutartigen Regen von bis zu über 100 Liter pro Quadratmeter.

Was ist ein "Medicane"?

Das ist ein Zusammenschluss aus "Mediterran" und "Hurrican". Also ein Hurrikan in mediterranen Breiten. Bis in die 1980er war man davon ausgegangen, dass sich Tropenstürme wie Hurrikane oder Zyklone nur über tropisch warmen Gewässern bilden und entwickeln können - also bei Wassertemperaturen jenseits von 26,5 Grad. Allerdings ist die Wassertemperatur nicht unbedingt der entscheidende Faktor. Vielmehr ist es der Temperaturunterschied zwischen der Wasseroberfläche und den unteren Atmosphärenschichten. Und so reicht eben auch 21 Grad warmes Wasser, wenn sich entsprechend kühl geschichtete Luft oben drüber bewegt.

Ein seltenes Phänomen, oder?

Eigentlich nicht, denn in den letzten Jahren gab es solche Stürme doch relativ regelmäßig. Allerdings sind "Medicane" vor allem an den Herbst gekoppelt und kein ganzjähriges Phänomen. Denn es passiert, wenn das Wasser noch relativ warm ist und sich gleichzeitig kalte Luftmassen aus nördlichen Breiten südwärts verlagern. Zum Vorankommen der kühlen Luft passt dann auch, dass es auf den Bergen rund um die Unwetterfronten im Mittelmeerraum zum Teil kräftig geschneit hat.

Spüren auch wir etwas von der kühleren Luft?

Von der kalten Luft über dem Mittelmeer nicht. Jedoch naht bei uns am Wochenende von Nordwesten her bereits der nächste Schwall Polarluft. Und damit wird es bis zum Sonntag im Flachland zunehmend nasskalt und auf den Bergen wintert es weiter ein. Denn in den Lagen oberhalb von etwa 500 Metern fällt Schnee.

Klingt ja nicht so verlockend. Wie wird denn der Samstag?

Alles in allem windig, teils auch stürmisch. Besonders an der See und im Bergland der Mitte mit Sturmböen bis hin zu schweren Sturmböen aus West bis Nordwest. Und mit dem Wind ziehen über der Nordhälfte Regenwolken auf, die sich bis zum Nachmittag und Abend bis etwa in den Bereich zwischen der Nordeifel und der Lausitz ausbreiten. Hinterm Regen sind später im äußersten Norden Auflockerungen mit einzelnen Graupelgewittern drin. Besser sieht es zum Start ins Wochenende im Süden aus. Zumindest abseits der teilweise zähen Nebel- und Hochnebelfelder und der Wolkenreste.

Was machen die Temperaturen?

Bewegen sich irgendwo zwischen Spätherbst und Frühwinter bei 0 Grad im Dauernebel im Südosten und 2 bis 8 Grad im übrigen Land.

Und dann erwartet uns ein ebenfalls ungemütlicher Sonntag?

Leider schon. Denn auch im Süden kommen die Wolken mit Schnee oder Regen an. Die Schneefallgrenze liegt - wie gesagt - bei rund 500 Metern. Und damit kann es je nach Intensität der Niederschlage an den Alpen auch bis in die Täler schneien. Ansonsten wird der Tag insgesamt wechselhaft und windig und es ziehen immer wieder Schauer durch, die auch von Graupel begleitet sein können. Zudem sind nach wie vor starke bis stürmische Böen bis ins Flachland möglich. Selbst einzelne Sturmböen sind nicht auszuschließen. Die Temperaturen: nasskalt bei 0 Grad an den Alpen und bis 9 Grad im Nordwesten.

Dann folgt die neue Woche und die bringt?

Erst einmal keine große Veränderungen. Denn es bleibt wolkig oder unbeständig und kalt bei sogar nur noch 0 bis 8 Grad am Montag. Auf den Bergen ist es damit weiterhin teilweise winterlich. Und auch im Flachland können die Nächte bei Aufklaren gebietsweise Frost oder Bodenfrost mit entsprechender Glättegefahr bringen.

Geht der Winter auch danach in die Verlängerung?

Das ist derzeit noch völlig offen. Von einer deutlichen Milderung mit einer westlichen Strömung bis hin zu den eher nasskalten Aussichten mit Schnee auf den Bergen haben die Wettermodelle momentan so ziemlich alles im Angebot. Wir dürfen also gespannt sein.

MittelmeerExtremwetterBjörn Alexander