Gedenktag für die AbsturzopferWarum es hilft, gemeinsam zu trauern

Die Staatsspitze trauert in einer der größten Kirchen des Landes mit denjenigen, die beim Germanwings-Absturz Angehörige verloren haben. Im ganzen Land wehen Fahnen auf Halbmast. Es ist ein Tag der großen Gesten, und das ist richtig.
Ob die Kölner Trauerfeier nötig und hilfreich war, können am Ende nur die Menschen beurteilen, deren Schwestern und Väter, Tanten und Kinder an Bord des Germanwings-Fluges starben. Doch es ist sicher nicht vermessen zu sagen, dass kein noch so schöner Blumenschmuck im Kölner Dom und auch nicht die Anwesenheit von Bundeskanzlerin Angela Merkel in dieser Situation wirklich Trost spenden können.
Der Schmerz lässt nie wirklich nach, sagte dieser Tage ein Vater, der seinen Sohn bei einem Flugzeugunglück in den 1980er Jahren verloren hat. Umso wichtiger ist für diejenigen, die sich in ihrer Trauer in einem großen Kreis aufgehoben fühlen wollen, dass in ganz Deutschland die Fahnen auf Halbmast wehen und dass eine der größten Kirchen des Landes eine Trauerfeier für ihre Lieben ausrichtet.
Denn auch wer mit den religiösen Ritualen nichts anfangen kann, braucht vielleicht eine Zeremonie, in der er oder sie dem Schmerz und der Verzweiflung Raum geben kann. Das kann ein Gebet sein oder ein Lied, aber auch ein Gefühl von Aufgehobenheit, dass man eben nur empfindet, wenn es in ganz großem Rahmen stattfindet. Nicht umsonst war es in früheren Zeiten ein Maßstab, ob das ganze Dorf zu einer Beerdigung erscheint. Das Bedürfnis, sich in schweren Zeiten als Teil einer Gemeinschaft zu fühlen, ist ein zutiefst menschliches.
Schmerz ist gemeinsam besser auszuhalten
Deshalb sind die Worte von Bundespräsident Joachim Gauck und Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Präses Annette Kurschus und Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki auch nicht nur für die Hinterbliebenen von Bedeutung, sondern eben für viele Menschen, die der Absturz der Germanwings-Maschine erschreckt und berührt hat. Mit einem Gefühl der Gemeinschaft lässt sich der Ratlosigkeit besser Herr werden, die besonders dieses Unglück in vielen hinterlassen hat.
"Unser Herz ist bei ihnen", so formulierte es Ministerpräsidentin Kraft, die an viele kleine Gesten erinnerte, an Gedenkminuten, angezündete Kerzen und Einträge in Kondolenzbücher. "Momente tiefer menschlicher Verbundenheit" nannte sie sie. "Das Unbegreifliche muss ausgehalten werden", sagte Kurschus in ihrer Predigt. Darum ist es richtig, dass sich die deutsche Staatsspitze in Köln versammelt hat und Minister aus Spanien und Frankreich und ein Land innehält. "Worte sind zu schwach zu trösten", sagte Kardinal Woelki. Aber nicht allein zu sein in der Verzweiflung, das könne trösten. Weil zusammen etwas besser auszuhalten ist, was kaum zu verstehen, aber vor allem nicht mehr zu ändern ist.
Manche Gesten an diesem Tag sind ritualisiert und symbolisch, wie die Übergabe kleiner Holzengel aus einer russischen Behindertenwerkstatt. Aber auch das mögen Dinge sein, die zeigen, was Gutes in uns steckt, wie es Bundespräsident Gauck formulierte. Trauer und Schmerz brauchten nun ihre Zeit, bis das Leben weitergehen könne."Stärke unsere schönen Erinnerungen und schenke uns neuen Lebensmut", hieß es in der Fürbitte einer jungen Frau, die ihre Schwester verloren hat. Mit dem Geist eines solchen Tages mag das ein wenig möglicher erscheinen.