Sieben Tote auf B247 Was über den Horror-Unfall in Thüringen bekannt ist
03.04.2023, 16:34 Uhr Artikel anhören
Zwei der Fahrzeuge wurden bis zur Unkenntlichkeit zerstört.
(Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)
Die Bilder von den ausgebrannten, völlig zerstörten Autowracks und die Nachricht von sieben Toten in Thüringen schockieren noch immer. Viele Fragen sind auch zwei Tage nach dem schlimmen Unfall auf der Bundesstraße 247 in Bad Langensalza weiter offen. ntv.de hat zusammengetragen, was bislang über den Unfall bekannt ist.
Was ist geschehen?
Nach bisherigen Erkenntnissen ist am frühen Samstagabend ein 45-jähriger Autofahrer in Thüringen mit seinem BMW in den Gegenverkehr geraten und dort mit zwei Autos zusammengestoßen. Die beiden entgegenkommenden Fahrzeuge, ein Mercedes und ein VW Caddy, fingen daraufhin Feuer und brannten bis zur Unkenntlichkeit aus.
Wo ist der Unfall passiert?
Der Unfall ereignete sich in einer langgezogenen Kurve der B247 bei Bad Langensalza im Unstrut-Hainich-Kreis. Die Bundesstraße hat dort nur eine Fahrspur pro Richtung. Nachdem die Bundesstraße mehr als einen Tag lang gesperrt geblieben war, wurde sie am Sonntagabend wieder für den Verkehr freigegeben. Allerdings wurde die Höchstgeschwindigkeit vor der Unfallstelle nun herabgesetzt, wie die Polizeisprecherin sagte.
Wer sind die Opfer?
Für fünf junge Menschen - drei Männer und zwei Frauen im Alter von 19 Jahren - sowie einen 60 Jahre alten Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Sie verbrannten in ihren Fahrzeugen. Auch ein 44 Jahre alter Insasse in dem unfallverursachenden Auto überlebte den Crash nicht. Alle Opfer starben in ihren Fahrzeugen.
Drei weitere Menschen wurden laut Feuerwehr verletzt. Nach Polizeiangaben schwebte einer von ihnen in Lebensgefahr.
Die Leichen konnten nach Polizeiangaben erst geborgen werden, nachdem die Flammen gelöscht waren. Alle Unfallopfer stammen nach Polizeiangaben aus dem Unstrut-Hainich-Kreis, dem Eichsfeld und dem Landkreis Gotha.
Was ist über den mutmaßlichen Unfallverursacher bekannt?
Der mutmaßliche Unfallverursacher ist einer von drei Schwerverletzten, die derzeit im Krankenhaus behandelt werden. Er konnte einer Polizeisprecherin zufolge bislang noch nicht vernommen werden. Der 45-Jährige hatte nach Angaben der Polizei bereits seit 2007 keine Fahrerlaubnis mehr. Wieso der Mann seinen Führerschein abgeben musste, dazu wurden keine Angaben gemacht.
Welches Ausmaß hatte der Unfall?
Wie heftig der Zusammenprall gewesen sein muss, ließ sich an den Trümmern ablesen: Zwei der Fahrzeuge wurden bis zur Unkenntlichkeit zerstört - eines der verkohlten Wracks lag quer auf der Leitplanke, das andere blieb mit zerfetzter Karosserie auf der Straße stehen. Das dritte Auto lag umgekippt am Straßenrand.
Einen Unfall dieser Intensität mit sieben getöteten Personen, an dem ausschließlich Autos beteiligt waren, hat es in Nordthüringen nach Polizeiangaben noch nicht gegeben. Für alle beteiligten Einsatzkräfte sei es eine besondere Herausforderung gewesen. Ihnen werde psychologische Unterstützung angeboten, hieß es. "Ein tödlicher Unfall von diesem Ausmaß lässt sich schwer in Worte fassen", sagte der Einsatzleiter und Stadtbrandmeister von Bad Langensalza, Steven Dierbach. 19 Feuerwehrleute waren neben Rettungsdienst und Polizei im Einsatz. "Die Einsatzkräfte wollen Menschenleben retten. Das Schlimmste war, dass sie für sieben Leute nichts mehr tun konnten."
Wie ist der Stand der Ermittlungen?
Um die Ursache zu klären, ist ein Gutachter hinzugezogen worden. Dieser hat Spuren vor Ort gesichert und müsse nun die ausgebrannten Fahrzeuge begutachten. Die Ermittlungen sind den Angaben zufolge noch nicht abgeschlossen. Es werde unter anderem den Hinweisen von Zeugen nachgegangen, sagte eine Polizeisprecherin.
Nach Informationen der "Ostthüringer Zeitung" geht die Polizei auch einem Hinweis nach, wonach sich die drei Männer in dem unfallverursachenden Auto vor dem verheerenden Zusammenstoß betrunken haben könnten. Es habe sich ein Zeuge gemeldet, der ausgesagt habe, er habe auf einem Supermarkt-Markplatz wenige Kilometer vom Unfallort entfernt drei Personen gesehen, die hochprozentigen Alkohol getrunken hätten und dann weggefahren seien. Die Beschreibung der Männer vom Parkplatz soll auf die im Unfallfahrzeug passen.
Klarheit über seinen möglichen Alkoholkonsum zum Unfallzeitpunkt soll das Ergebnis einer Blutentnahme bringen, das am Montagvormittag aber laut Polizei noch nicht vorlag. Ermittelt wird wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts.
Was sagen Politiker über den Unfall?
Thüringens Innenminister Georg Maier dankte den Hilfskräften für ihren Einsatz unter schwierigen Bedingungen und sprach von Bildern, "die noch lange nachwirken werden". Er sei tief erschüttert, sagte Maier der "Bild"-Zeitung. "Meine Gedanken sind bei den Schwerverletzten und den Angehörigen der Toten." Ministerpräsident Bodo Ramelow zeigte sich ebenfalls bestürzt und schrieb auf Twitter: "Ich trauere um die Toten und fühle mit den Angehörigen. Soviel Leben in Sekunden ausgelöscht. Es bleibt Fassungslosigkeit."
Quelle: ntv.de, jki/dpa