Vorausschauende Architektur Wie die Wunderhäuser von Pacific Palisades die Feuer überstanden
17.01.2025, 12:18 Uhr Artikel anhören
Inmitten der Asche- und Schuttwüsten stehen einzeln Häuser nahezu unversehrt.
(Foto: AP)
Die Waldbrände in Kalifornien sind noch immer nicht komplett unter Kontrolle. Doch nicht alle Häuser in den betroffenen Gebieten sind niedergebrannt. Es gibt einige wenige Gebäude, die nahezu unversehrt bleiben.
Die starken Winde in Südkalifornien sind abgeflaut, die Feuerwehr gewinnt immer mehr die Oberhand gegen die verheerenden Brände. Bisher gesperrte Gebiete mit leichteren Schäden sind nun auch wieder für einige Anwohnerinnen und Anwohner zugänglich. Die Behörden gaben grünes Licht: Die ersten dürfen zurück zu ihren zerstörten Häusern.
Auf Bildern aus den Brandgebieten ist zu sehen, dass ganze Straßenzüge komplett niedergebrannt sind. Meter- manchmal kilometerweit liegen alle Gebäude in Asche. Doch selbst in den am stärksten von den tagelang wütenden Bränden betroffenen Orten gibt es immer wieder einzelne Häuser, die nahezu unversehrt erscheinen.
Sind sie das viel beschworene Wunder, das Menschen in Katastrophen so oft ersehnen? Hatten die Besitzerinnen und Besitzer Glück? Oder waren sie tatsächlich besser vorbereitet?
Summe mehrerer Entscheidungen
Eines der Häuser, denen die Flammen nichts anhaben konnten, stammt von dem Architekten Greg Chasen. Er postete ein Bild auf X, das das Haus in Pacific Palisades inmitten der Überreste der benachbarten Gebäude zeigt. Chasen, der in Malibu als Architekt arbeitet, hatte das Haus erst im vergangenen Jahr für einen Freund fertiggestellt.
Seine Erläuterungen, welche Bauentscheidungen zur Rettung des Hauses beigetragen haben, gingen viral. Außer Pflanzkübeln gab es an dem Haus keine Vegetation, Chasen nannte es Glück, dass sich bisher auch keine Pflanzen dort angesiedelt hatten. Der Besitzer habe außerdem trockene Vegetation weggeräumt, als die Feuer näher kamen. Das Haus hat zudem ein feuerfestes Dach und eine feuerfeste Außenverkleidung. Der Architekt wies darauf hin, dass es auch keine Lüftungsöffnungen oder Dachrinnen gab und das Haus Fenster aus gehärtetem Glas hatte.
Bei der Planung habe die Überlegung, dass es einem Waldbrand standhält, "keine Priorität" gehabt, sagte Chasen dem US-Nachrichtensender CNN. Aber er und der Eigentümer hatten diese Art von Bränden beide selbst erlebt und seien mit dieser Bedrohung im Hinterkopf vorgegangen. "Wenn man einmal sieht, was ein windgetriebenes Feuer anrichten kann, ich weiß nicht - das ist einfach unauslöschlich."
Chasen erwähnte, dass die "solide Einfassung" das Haus wahrscheinlich gerettet hat. Außerdem sei es hilfreich gewesen, dass das angrenzende Grundstück erst vor drei Wochen "freigeräumt" worden sei. Auf dem Bild ist ein komplett ausgebranntes Auto neben der Ziegelmauer zu sehen. Der Architekt vermutet, dass der Nachbar sein Haus verloren habe, weil er sein Auto in der Einfahrt abgestellt hatte.
Nach Angaben des Architekten ist das Haus auch jetzt nach dem Feuer komplett bewohnbar, es müssten lediglich einige Fensterscheiben ausgetauscht werden. Die Familie, in deren Auftrag er die Umbauten durchführte, wohnt dort schon lange, ist aber nach den Sanierungsarbeiten erst vor sechs Monaten wieder eingezogen.
Surreale Erfahrung
Chasens Erfahrungen decken sich mit denen von Karina Maher und Michael Kovac. Auch Kovac ist Architekt und auch das Haus des Paares in Pacific Palisades blieb weitgehend vom Feuer verschont. Durch ihre Überwachungskamera hatten Maher und Kovac verfolgt, wie die Flammen ihrem Wohnhaus immer näherkamen, bis die Kameras ausfielen. Sie glaubten das Haus bereits verloren.
Doch als sie zurückkehren konnten, war die gesamte Nachbarschaft abgebrannt, nur ihr Haus stand noch. Maher berichtete von einem "surrealen" Anblick. "Alles ist voller Asche und Schutt und das Feuer schwelt, raucht und brennt, und dann steht da unser Haus."
Seit 2010 lebt das Paar dort. Kovac zufolge war ihnen schon beim Bau klar, dass sie in einem Waldbrandgebiet sind. Deshalb sei das gesamte Haus mit dem nachhaltigen und feuerbeständigen Faserzement verkleidet, das Dach sei bepflanzt und verfüge über Sprinklerdüsen, die das Flammschutzmittel Phos-Chek versprühen. Trotzdem hatten sie kaum zu hoffen gewagt, dass die Schutzmaßnahmen ausreichen würden.
Rund um Los Angeles waren seit Dienstag vergangener Woche mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Rund 12.000 Gebäude brannten nieder, mindestens 27 Menschen kamen ums Leben, mehr als 180.000 Menschen mussten zeitweise ihre Häuser verlassen. Nach Angaben der Feuerwehr wird es mindestens noch eine Woche dauern, bis größere Evakuierungszonen freigegeben werden.
Quelle: ntv.de, sba