China-Reisender infiziert Wuhan-Coronavirus erstmals in USA bestätigt
21.01.2020, 19:44 Uhr
In China gibt es bereits Hunderte bestätigte Infektionen.
(Foto: dpa)
Das aus China stammende neuartige Coronavirus hat die USA erreicht. Die zuständigen US-Behörden bestätigen, dass die Krankheit bei einem Patienten nachgewiesen wurde, der kürzlich in China war. Für Deutschland stufen Experten das Gesundheitsrisiko derzeit aber als "sehr gering" ein.
Nach dem Anstieg der Patientenzahl in China ist auch in den USA ein erster Fall der neuen Lungenkrankheit nachgewiesen worden. Es handele sich um einen Mann, der nach einer Reise in die chinesische Stadt Wuhan am 15. Januar in die Westküstenmetropole Seattle zurückgekehrt sei, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC mit. Der Mann habe bei der Rückreise noch keinerlei Symptome bemerkt, sich dann aber zur Untersuchung in ein Krankenhaus begeben, hieß es. Er sei in gutem Zustand. Es bestehe nur ein sehr geringes Risiko, dass er weitere Menschen anstecken könne.
Experten hatten zuvor erklärt, dass vereinzelte Einschleppungen der neuen Lungenkrankheit auch nach Europa immer wahrscheinlicher seien. Es sei nicht auszuschließen, dass eine erkrankte Person nach Deutschland reise, sagte Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Sorgen müsse man sich in Deutschland aber nicht machen.
RKI: Gesundheitsrisiko derzeit "sehr gering"
Das Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung in Deutschland wird vom zuständigen RKI derzeit als "sehr gering" eingestuft. Zwar könne es einzelne Fälle von Importen geben, fortgesetzte Infektionsketten - also anschließende Übertragungen von Mensch zu Mensch - seien nach derzeitigem Stand aber unwahrscheinlich, so RKI-Vizepräsident Schaade. Auch beim Mers-Coronavirus seien vereinzelt Infizierte nach Deutschland gekommen, ohne dass es daraufhin in Deutschland zu weiteren Übertragungen gekommen sei. Auch das Bundesgesundheitsministerium schätzt die Gefahr für Deutschland als gering ein.
"Wir müssen in den kommenden Tagen mit mehr Fällen in anderen Teilen Chinas und möglicherweise auch in anderen Ländern rechnen", erklärte der Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tarik Jasarevic, in Genf. Ungewöhnlich sei das nicht: "Wenn man die Überwachung ausweitet, ist es auch wahrscheinlich, dass man mehr Fälle entdeckt."
Die Gesundheitsbehörde der zentralchinesischen Metropole Wuhan meldete derweil weitere Tote durch das neuartige Coronavirus. Insgesamt sind nun sechs Todesfälle bestätigt, zumeist betrafen sie ältere Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Zudem wurden Dutzende weitere Infektionen gemeldet. Damit gibt es nun in China mehr als 300 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember. Nachweise gibt es zudem in Taiwan, Thailand, Japan und Südkorea. In allen Fällen erkrankten Menschen, die zuvor in Wuhan waren.
Fieberkontrollen an Flughäfen
Mit der gerade laufenden Reisewelle zum chinesischen Neujahrsfest am kommenden Samstag wächst die Gefahr einer Ausbreitung des Virus. In der zweiwöchigen Ferienzeit rund um das Fest sind einige Hundert Millionen Chinesen unterwegs, viele Familien unternehmen zudem gemeinsame Reisen ins Ausland. Beliebt sind dabei neben Zielen in Südostasien auch Reisen nach Europa oder in die USA.
Asiatische Nachbarn und Flughäfen in anderen Ländern wie den USA und Australien haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Russland verstärkte die Kontrollen an der Grenze zu China. Es seien zusätzliche Hygiene-Vorschriften an den Grenzübergängen in Kraft getreten, teilte die russische Gesundheitsbehörde mit. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es.
An deutschen Flughäfen gibt es vorerst keine speziellen Maßnahmen. Der Flughafen Frankfurt hat aber Vorbereitungen getroffen. "Der Plan liegt in der Schublade", sagte eine Sprecherin der Betreibergesellschaft Fraport. Wenn das Gesundheitsamt in Frankfurt Empfehlungen ausspreche, würden diese umgesetzt. Direktflüge aus Wuhan nach Frankfurt gebe es keine. Auch vom Flughafen Düsseldorf hieß es, bisher halte das zuständige Gesundheitsamt noch keine Maßnahmen für erforderlich. Sollte sich ein Verdachtsfall an Bord einer Maschine Richtung Düsseldorf befinden, gäbe der Pilot einen Hinweis an die Flugsicherung oder den Airport, erklärte ein Sprecher weiter.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berief wegen der Lungenkrankheit ihren Notfallausschuss ein. Die Experten sollten am Mittwoch beraten. Sollte die WHO einen internationalen Gesundheitsnotstand ausrufen, empfiehlt sie damit schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche. Dazu können unter anderem Grenzkontrollen und das Einrichten spezialisierter Behandlungszentren gehören. Derzeit empfiehlt die WHO keinerlei Reise- oder Handelsbeschränkungen.
Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa