Panorama

Hunderte in Lebensgefahr Zahl der Erdbebentoten in Marokko steigt auf mehr als 1000

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(Foto: picture alliance/dpa)

Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko steigt die Zahl der geborgenen Todesopfer weiter. Hunderte Verletzte schweben zudem in Lebensgefahr. Während das endgültige Ausmaß der Katastrophe noch nicht absehbar ist, bereiten sich Rettungskräfte auch in Deutschland auf einen Einsatz in Marokko vor.

Nach dem schweren Erdbeben in Marokko ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 1037 gestiegen. Mindestens 1204 weitere Menschen wurden den Angaben des marokkanischen Innenministeriums zufolge verletzt. 721 davon schweben demnach in Lebensgefahr. Der Erdstoß in der vergangenen Nacht hatte eine Stärke 6,8.

Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS in einer bergigen Region rund 70 Kilometer südwestlich der Touristenhochburg Marrakesch. Die Auswirkungen waren bis in die Küstenstädte Rabat, Casablanca und Essaouira zu spüren.

In der Bevölkerung brach in der Nacht teilweise Panik aus. Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken waren Trümmerhaufen, zerstörte Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigten schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Aus vielen Provinzen wurden Tote gemeldet.

Kurz nach dem ersten Beben kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4,9. Aus Angst vor weiteren Erschütterungen blieben viele im Freien. Bewohner standen in Straßen oder kauerten auf Gehwegen. Rettungskräfte suchten unter den Trümmern nach Überlebenden. Es wird befürchtet, dass die offizielle Zahl der Opfer weiter steigt, wenn die Einsatzkräfte entlegene Regionen erreichen.

Beben auch in Spanien zu spüren

Die marokkanische Nachrichtenseite Hespress berichtete unter Berufung auf das Innenministerium, die Streitkräfte und der Zivilschutz setzten alle Mittel ein, um Hilfe zu leisten und die Schäden zu begutachten. Demnach gibt es die meisten Schäden außerhalb der Städte. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei. Die Erschütterung riss auch in Spanien und Portugal Menschen aus dem Schlaf. Auch in Algerien war es zu spüren. Ob es Schäden oder Opfer gab, wurde nicht bekannt.

International ist die Betroffenheit groß. Bundeskanzler Olaf Scholz drückte sein Mitgefühl aus. "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens", teilte der SPD-Politiker auf der Plattform X, früher Twitter, mit. In Deutschland und anderen Ländern der Welt bereiteten sich am Samstag Hilfskräfte auf Rettungseinsätze vor. Die Vorbereitungen des Technischen Hilfswerks (THW) liefen bereits, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser. "Sobald wir mehr Informationen haben, welche Hilfe konkret benötigt wird, können wir unsere Spezialisten nach Marokko entsenden."

DRK und THW stehen bereit

Einem Sprecher des THW zufolge sind etwa Bergungsteams oder Wasseraufbereitungsanlagen denkbar. Die Lage sei noch sehr unübersichtlich, teilte das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit. "Fest steht aber, die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen nun dringend humanitäre Hilfe", sagte DRK-Generalsekretär Christian Reuter laut einer Mitteilung.

UN-Generalsekretär António Guterres erklärte, die Vereinten Nationen stünden bereit, die Regierung Marokkos zu unterstützen. Auch EU-Ratspräsident Charles Michel sicherte Marokko die Unterstützung der EU zu. Weitere Länder boten humanitäre Hilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau an, neben Spanien und Portugal auch Israel und Großbritannien.

Erdbeben treten in Nordafrika nur relativ selten auf. 1960 hatte sich nach Angaben des Senders Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben gekommen waren. 2004 erschütterte ein Beben der Stärke 6,4 Marokko. Mehr als 600 Menschen kamen damals ums Leben.

Quelle: ntv.de, mbo/AFP/dpa

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