Panorama

Retrospektive im Martin-Gropius-BauZehntausende warten auf Kahlo

28.04.2010, 11:33 Uhr
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Kahlos Werke sind surrealistisch und beziehen sich auf die Kunst der Mayas und Azteken. (Foto: picture alliance / dpa)

Melancholie, Leid und Humor: Frida Kahlo war eine bemerkenswerte Persönlichkeit, ihre Bilder sind längst Kult. Berlin zeigt die bisher größte Ausstellung in Deutschland.

In den USA ist Frida Kahlo längst Kult, auch in Europa gibt es einen Run auf die farbenprächtigen Bilder der mexikanischen Malerin (1907-1954). Der Martin-Gropius-Bau in Berlin zeigt vom 30. April an die umfangreichste Retrospektive ihres Werks, die es in Deutschland je gab.

Doch die Schau hat mit den Folgen des Vulkanausbruchs auf Island zu kämpfen. Ein Teil der rund 150 Leihwerke aus aller Welt kam verspätet an. Bis zur letzten Minute arbeitet das Museumsteam an der Gestaltung. Die übliche Pressebesichtigung vorab fiel aus.

Bisher Unbekanntes wird gezeigt

"Wir schaffen alles wie geplant, aber wir müssen Sonder- und Nachtschichten einlegen", sagt Museumsdirektor Gereon Sievernich. Viele Bilder der einflussreichen Surrealistin, die sich bewusst auf die Kunst der Mayas und Azteken bezieht, waren bei uns bisher unbekannt, zwei wichtige Werke galten lange als verschollen.

Erstmals zusammen gezeigt werden auch die beiden einzigen größeren Kahlo-Sammlungen, die es überhaupt gibt - die sogenannte Olmedo- und die Gelman-Sammlung. Letztere konnte wegen eines erbitterten Rechtsstreits seit Jahren nicht ausgestellt werden.

Bildersuche wie ein Hütchen-Spiel

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Die mexikanische Malerin wurde nur 47 Jahre alt (undatiertes Archivfoto). (Foto: picture-alliance/ dpa)

Für die Suche nach den Leihgaben hat sich Kuratorin Helga Prignitz-Poda drei Jahre lang in "Schatzkammern und Fälscherwerkstätten" begeben, wie sie kürzlich sagte. "Es ist wie in einem Hütchen-Spiel. Wenn man endlich mal ein Bild erwischt hat, ist es schon wieder unter dem nächsten Hütchen verschwunden." Die Gemälde sind inzwischen so wertvoll, dass sie rasend schnell den Besitzer wechseln, das Geschäft mit Fälschungen boomt.

Was die Faszination der Künstlerin ausmacht, ist selbst dem langjährigen Kenner Sievernich ein Rätsel. Er hatte 1982 die erste Kahlo-Ausstellung in Deutschland organisiert und verfolgt seither gespannt die ständig steigende Popularität. "Vielleicht ist es doch die sehr ungewöhnliche Persönlichkeit der Künstlerin", sagte Sievernich. Sie strahlt Melancholie und Leid, aber immer wieder auch Humor aus.

Affären zu Lebzeiten interessanter

Zu Lebzeiten der Kahlo gab es oft mehr Interesse an ihren Auftritten und Affären als an ihren Werken. 1907 in einem Vorort von Mexiko-Stadt geboren, war sie als 18-Jährige bei einem Busunfall so schwer verletzt worden, dass sie nur knapp dem Tod entkam.

Die Qualen, die sie für den Rest ihres kurzen Lebens litt, verarbeitete sie in der Kunst. Prägend auch für ihre Rolle als Vorreiterin der Frauenbewegung wurde die schwierige Beziehung mit dem damals weltberühmten Maler Diego Rivera, den sie trotz eines tiefen Bruchs in der Beziehung 1940 ein zweites Mal heiratete.

Sehnsucht nach Jugend und Gesundheit

Einen besonderen Einblick in ihr Gefühlsleben erlauben in der Ausstellung die kleinformatigen "Wunsch-Bilder", in denen die Malerin ihre Sehnsucht nach Jugend, Gesundheit, Selbstständigkeit und Erfüllung zum Ausdruck bringt. Daneben gibt es eine umfangreiche Fotoschau aus dem Besitz von Familie und Freunden, die von Kahlos Großnichte Cristina authentisch kuratiert wird.

Die Schau ist in Zusammenarbeit mit dem Kunstforum Wien entstanden und soll dort ebenfalls zu sehen sein. Auch die Regierung Mexikos, die das Werk der Malerin zum nationalen Kulturgut erklärt hat, wirkte als Förderer mit.

Olafur-Eliasson-Ausstellung parallel

Im Gropius-Bau ist Kahlo in guter Gesellschaft: Zeitgleich mit der Retrospektive läuft eine spektakuläre Ausstellung des isländisch-dänischen Kunststars Olafur Eliasson (28.4. bis 9.8.). Das Museum erwartet Zehntausende von Besuchern.

Quelle: Nada Weigelt, dpa

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