Auf der Toilette entdecktZeuge sitzt drei Tage tot im Gericht

Er soll als Zeuge vor dem Kieler Amtsgericht aussagen, doch dazu kommt es nicht mehr: Ein 70-Jähriger stirbt kurz vor der Verhandlung auf der Gerichtstoilette. Es dauert Tage, bis der plötzlich verschwundene Zeuge gefunden wird.
Ein Zeuge ist am Kieler Amtsgericht in der vergangenen Woche erst verschwunden und dann Tage später tot auf der Gerichtstoilette entdeckt worden. Verwirrung im Gerichtssaal gab es den "Kieler Nachrichten" zufolge schon am vergangenen Montag: An diesem Tag sollten in einem Strafprozess am Kieler Amtsgericht zahlreiche Zeugen vernommen werden. Zu ihnen gehörte auch ein 70-jähriger Mann. Doch beim Aufrufen der Zeugen fiel auf, dass dieser nicht erschienen war. Und weil auch der Angeklagte fehlte, blieb dem Richter laut "Kieler Nachrichten" nichts anderes übrig, als die Hauptverhandlung abzusagen.
In den darauffolgenden Tagen versuchte das Gericht demnach wiederholt, den Zeugen telefonisch zu erreichen. Doch alle Mühe war vergeblich: Der 70-Jährige blieb verschwunden. Erst nach dem Reformationstag am Mittwoch – ein Feiertag in Schleswig-Holstein – fiel einem Hausmeister dann auf, dass eine Toilettenkabine im Gerichtsgebäude seit Tagen verschlossen war. Er öffnete die Tür und fand dort den vermissten Zeugen: Tot und "in sitzender Haltung", wie eine Gerichtssprecherin den "Kieler Nachrichten" sagte.
Die Behörden vermuten einen Herzinfarkt als Todesursache. Vermutlich erlitt der 70-Jährige den Infarkt, als er vor der Verhandlung die Toilette besuchte. Eine Obduktion soll nun aber die genauen Todesumstände klären. Außer dem Gericht hatte das Verschwinden offenbar niemand bemerkt. Der Polizei in Kiel lag jedenfalls keine Vermisstenanzeige von Angehörigen vor. Worum es in der Verhandlung ging, ist bislang nicht bekannt. Sie muss nun ohne den Zeugen fortgesetzt werden.