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Fast 16 Jahre unschuldig in Haft Zu Unrecht verurteilte Frau erhält 34 Millionen Dollar

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Kirstin Lobato verlässt sichtlich erleichtert mit ihrem Anwalt das Gerichtsgebäude nach der Urteilsverkündung.

Kirstin Lobato verlässt sichtlich erleichtert mit ihrem Anwalt das Gerichtsgebäude nach der Urteilsverkündung.

(Foto: AP)

Die US-Amerikanerin Kirstin Lobato saß fast 16 Jahre lang in Haft - für einen Mord, den sie nicht begangen hat. Ihr Fall erregt nun Aufsehen wegen der gigantischen Entschädigungssumme. Zudem haben Polizisten Beweise manipuliert.

Ein Gericht im US-Bundesstaat Nevada hat der zu Unrecht verurteilten Kirstin Lobato mehr als 34 Millionen Dollar (rund 32 Millionen Euro) Entschädigung zugesprochen. Die 41-Jährige saß fast 16 Jahre lang unschuldig im Gefängnis für den Mord an einem obdachlosen Mann.

Die Jury in dem Zivilprozess im US-Bundesstaat Nevada entschied, dass die Polizei von Las Vegas und zwei inzwischen pensionierte Polizisten Beweise manipuliert und Lobato emotionalen Stress zugefügt hatten, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Lobato, die inzwischen den Namen Blaise trägt, weinte dem Bericht zufolge bei der Urteilsverkündung und fiel ihren Anwälten in die Arme. "Es ist ein harter Kampf mit vielen Hindernissen gewesen", sagte sie demnach vor Reportern. "Und ich bin froh, dass es endlich vorbei ist." Die 41-Jährige sagte, sie wisse nicht, ob es die Jahre im Gefängnis wettmachen würde, Millionärin zu werden, und fügte hinzu, sie habe "keine Ahnung, wie der Rest meines Lebens aussehen wird".

2002 wurde Lobato zunächst wegen Mordes verurteilt. Der Oberste Gerichtshof von Nevada verwarf zwei Jahre später jedoch dieses Urteil, weil die Anwälte der jungen Frau nicht in der Lage gewesen sein sollen, einen Zeugen der Anklage ins Kreuzverhör zu nehmen, der ausgesagt hatte, Lobato habe im Gefängnis ein Geständnis abgelegt. Doch der Erfolg der Verteidigung währte nicht lange: Auch in dem folgenden Prozess im Jahr 2006 wurde Lobato für schuldig erklärt und wegen Totschlags, Verstümmelung und Waffenbesitz zu einer langen Haftstrafe verurteilt.

Lobato war zum Tatzeitpunkt nicht in der Stadt

Das Innocence Project, eine Organisation, die sich mit Justizirrtümern in den USA befasst, hatte den Fall dann nochmal ins Rollen gebracht. Zusammen mit Lobatos Anwälten konnte die Organisation 2017 beweisen, dass die damals 18 Jahre alte Frau zur Tatzeit gar nicht in Las Vegas war. Lobato hielt sich demnach etwa 150 Meilen (214 Kilometer) entfernt in ihrer Heimatstadt Panaca auf, als der Obdachlose Duran Bailey getötet wurde. Der Fall kam erneut vor den Obersten Gerichtshof des Bundesstaates Nevada, der die Entlassung anordnete.

Dieser Justizirrtum erregt nicht nur jetzt wegen der hohen Entschädigungssumme Aufmerksamkeit, sondern auch wegen der Umstände, die zu Lobatos Verurteilung führten. Damals konnte die Polizei keine Beweise oder Zeugen vorlegen, die die junge Frau in Verbindung mit dem Mord brachten. Die Polizei behauptete jedoch, Lobato habe im Gefängnis gestanden, den Mann umgebracht zu haben, der sie während eines mehrtägigen Methamphetamin-Rauschs vergewaltigen wollte. Der obdachlose Mann wurde 2001 tot in der Nähe eines Mülleimers aufgefunden, mit aufgeschlitztem Hals, gebrochenem Schädel und fehlenden Genitalien. Lobato wurde im Gefängnis ohne einen anwesenden Anwalt verhört. Sie selbst beteuerte in den Prozessen, den ermordeten Mann nie getroffen zu haben.

Die beiden ehemaligen Polizisten, die die Ermittlungen manipuliert haben, sowie ihr Anwalt äußerten sich nicht zu dem Urteil. Er gab jedoch an, dass eine Berufung "wahrscheinlich" sei. Die beiden Ex-Polizisten wurden in dem Zivilprozess jeweils zu 10.000 Dollar Schadenersatz verurteilt.

Quelle: ntv.de, joh

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