Panorama

Schäden durch Hitze und Käfer Zustand der Wälder schlimmer als erwartet

Geschädigte Bäume müssen im Sinne einer nachhaltigen Waldwirtschaft stehen bleiben.

Geschädigte Bäume müssen im Sinne einer nachhaltigen Waldwirtschaft stehen bleiben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Den deutschen Wäldern geht es aktuell sehr schlecht. Neue Zahlen belegen nun, wie ernst das Ausmaß der Schäden ist. Hunderttausende Hektar müssen aufgrund von Hitze und Schädlingen aufgeforstet werden. Zudem müssen sich die Wälder an das neue Klima anpassen - doch dazu erfordert es einen Umbau.

Dürre, Stürme und Schädlinge haben den Wäldern in Deutschland noch heftiger zugesetzt als bisher bekannt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium geht nun davon aus, dass sogar 285.000 Hektar aufgeforstet werden müssen - das ist mehr als die Fläche des Saarlandes. Bisher war die Bundesregierung von 245.000 Hektar ausgegangen. Auch die Schätzung der Schadholz-Menge, die seit 2018 angefallen ist, ist deutlich gestiegen: von 160 Millionen auf rund 178 Millionen Kubikmeter.

Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind demnach Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen. Dürre und Borkenkäfer hätten die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen abstürben, heißt es im Ministerium von Agrarministerin Julia Klöckner. Der Regen der letzten Wochen könne die Situation regional etwas entspannt haben, in tieferen Schichten fehle aber immer noch Wasser. Insgesamt gibt es in Deutschland mehr als elf Millionen Hektar Wald. Das entspricht knapp einem Drittel der Gesamtfläche Deutschlands.

Bund und Länder hatten bereits Hilfen für die Wiederaufforstung, aber auch die Anpassung der Wälder an den Klimawandel beschlossen. In diesem Jahr seien 31 Millionen Euro an Waldbesitzer ausgezahlt worden. Im Topf zur Aufforstung verbleiben weitere 107 Millionen Euro, die 2020 zur Verfügung stünden, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Wegen angepasster Förderrichtlinien und aufgehobenen Obergrenzen würde diese Summe in der zweiten Jahreshälfte aber deutlich steigen.

Wald muss ans Klima angepasst werden

Bundesumweltministerin Svenja Schulze mahnte in der "Westfalenpost", auch den sogenannten Umbau der Wälder stärker voranzubringen - damit ist das Umwandeln von Monokulturen in widerstandsfähigere Mischwälder gemeint: Zwischen Kiefern oder Fichten sollen mehr Laubbäume wachsen. "Die Anpassung an die Klima-Veränderungen muss schnell eingeleitet werden", sagte sie. Waldumbau gibt es seit Jahrzehnten. Noch gibt es aber rund drei Millionen Hektar Kiefern- und Fichtenwälder, in denen sonst wenig wächst - das ist mehr als ein Viertel der gesamten Waldfläche.

Auch Umweltverbände pochten auf den Waldumbau. "Heimische Laubbäume sind unsere besten Verbündeten im Kampf gegen den Klimakollaps im Wald", sagte Waldexpertin Susanne Winter. Geld aus dem Konjunkturpaket müsse gezielt Waldbesitzer beim Umbau helfen. Christoph Thies von Greenpeace sagte, auch geschädigte Bäume müssten weitgehend stehengelassen werden. "Nur so kann der Wald Wasser, Schatten und Kühlung halten." Dann könnten sich naturnahe Wälder entwickeln. Grünen-Forstpolitiker Harald Ebner forderte ein "ein zielgerichtetes Waldumbaukonzept und konsequenten Klimaschutz".


Quelle: ntv.de, jsc/dpa

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