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Behördenversagen in England? Zweijähriger verhungert neben totem Vater

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Die Polizeiaufsichtsbehörde kündigt Ermittlungen an zur Frage, ob Beamte in dem Fall Möglichkeiten zum Eingreifen verpasst hätten.

Die Polizeiaufsichtsbehörde kündigt Ermittlungen an zur Frage, ob Beamte in dem Fall Möglichkeiten zum Eingreifen verpasst hätten.

(Foto: picture alliance/dpa/PA Wire)

Nach dem Tod eines zweijährigen Jungen in Ostengland leitet die Polizei Ermittlungen gegen die eigenen Beamten ein: Der kleine Bronson verhungerte, nachdem sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte. Eine Sozialarbeiterin schlug vergeblich Alarm.

Ein Zweijähriger ist in England tot an der Seite seines Vaters gefunden worden, der zuvor an einem Herzinfarkt gestorben war. Nach Angaben des zuständigen Gemeinderats von Skegness in Ostengland starb der Junge, weil ihn nach dem Tod des 60 Jahre alten Mannes niemand versorgen konnte. Die Familie war den Behörden bekannt.

Die Polizeiaufsichtsbehörde IOPC (Independent Office for Police Conduct) kündigte Ermittlungen an zur Frage, ob Beamte in dem Fall Möglichkeiten zum Eingreifen verpasst hätten. Zuvor hatte auch der Gemeinderat eine Untersuchung eingeleitet. Eine Sozialarbeiterin hatte sich zweimal bei der Polizei gemeldet, nachdem ihr am 2. und 4. Januar trotz einer Verabredung mit dem Vater nicht geöffnet worden war. Als am 9. Januar erneut niemand reagierte, wurde die Frau von der Vermieterin ins Haus gelassen und fand dort die Leichen des 60-Jährigen und seines kleinen Sohns.

Die beiden seien alleine zu Hause gewesen, als der Vater an einem Herzinfarkt starb, sagte die Leiterin des Familienamts, Heather Sandy, dem Sender BBC Radio 4. "Das bedeutete, dass sich niemand um Bronson kümmern konnte, und deshalb ist leider Bronson ebenfalls gestorben", sagte Sandy.

Mutter verließ Haus vor Weihnachten im Streit

Die 43-jährige Mutter des Jungen sagte der Zeitung "Sun", sie habe Bronson nach einem Streit mit ihrem Ex-Mann das letzte Mal vor Weihnachten gesehen. Als sie ihn identifizieren musste, habe sie ihn nicht hochnehmen können, weil sein Körper zu zerbrechlich gewesen sei. Bronson wurde zuletzt lebend gesehen, als er einem Nachbarn zuwinkte, der ihn und seinen Vater am zweiten Weihnachtsfeiertag besuchen wollte, berichtete die "Sun". Ein Freund der Familie sagte dem Blatt: "Sie fanden ihn im Dunkeln zusammengerollt an den Beinen seines Vaters. Er muss große Angst gehabt haben."

Der regionale IOPC-Chef Derrick Campbell sagte der Mitteilung zufolge, die Umstände des Tods der beiden Opfer seien erschütternd. "Es ist angemessen, dass wir eine unabhängige Untersuchung durchführen, um die Reaktion der Polizei auf alle zuvor geäußerten Wohlfahrtsbedenken zu prüfen." Polizei-Staatssekretär Chris Philp sagte der BBC, die Untersuchungen sollten "dieser wirklich herzzerreißenden Tragödie" auf den Grund gehen. "Wir alle wollen schnell Antworten auf das, was passiert ist", sagte Philp.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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