Politik

Regierung: PKK wohl verantwortlich 13 Tote bei Anschlag in Türkei

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In der Zentraltürkei explodiert eine Autobombe neben einem Bus, der vor allem mit Soldaten besetzt ist. Bei dem Anschlag sterben mindestens 13 Menschen - Dutzende werden verletzt.

Bei einem erneuten mutmaßlichen Anschlag von Kurdenrebellen sind in der Türkei 13 Soldaten getötet worden. 56 Menschen wurden verletzt, sechs von ihnen schwer. Bei dem Attentat in der zentraltürkischen Industriestadt Kayseri habe es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt, erklärte Regierungschef Binali Yildirim. Sein Stellvertreter Numan Kurtulmus sagte, bislang deuteten alle Hinweise auf eine Tat der verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hin. Sieben Verdächtige wurden festgenommen, nach fünf weiteren wurde gefahndet, wie Innenminister Süleyman Soylu mitteilte.

In dem Fahrzeug sollen vor allem Soldaten gesessen haben.

In dem Fahrzeug sollen vor allem Soldaten gesessen haben.

(Foto: REUTERS)

Eine Autobombe zerstörte den Bus vollständig. Bei den 13 Todesopfern handelte es sich laut Armee um Soldaten unterer Dienstgrade. Berichten zufolge waren sie erst Anfang 20. Sie hatten nach Armeeangaben einen freien Tag und die Erlaubnis, diesen außerhalb der Kaserne zu verbringen. Unter den insgesamt 55 Verletzten waren 48 Soldaten. Regierungschef Yildirim teilte mit, ein Selbstmordattentäter habe eine Autobombe gezündet, als der Bus vorübergefahren sei.

Erinnerung an Doppelanschlag in Istanbul

Die Industriestadt Kayseri liegt weit entfernt von den Kurdengebieten im Südosten der Türkei und gilt üblicherweise als ruhig. Die Millionenstadt befindet sich in der Nähe der bei Touristen aus aller Welt beliebten Region Kappadokien. Fernsehbilder vom Anschlagsort zeigten das ausgebrannte Wrack des Busses. Zahlreiche Rettungswagen und Polizeifahrzeuge waren vor Ort.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Vize-Regierungschef und Regierungssprecher Kurtulmus sagte dem türkischen Sender NTV, es würden zwar "alle Möglichkeiten in Betracht" gezogen. Derzeit deuteten aber "alle Hinweise auf die PKK hin". Kurtulmus führte aus, die Bauteile der Bombe in Kayseri ähnelten denen der Sprengsätze in Istanbul vor einer Woche. "Das sind keine Dinge, die man im Einkaufszentrum kauft, (...) es gibt da logistische Unterstützung", sagte der Regierungssprecher.

Auch Vize-Regierungschef Veysi Kaynak hatte zuvor gesagt, der Anschlag in Kayseri erinnere "leider" an den Doppelanschlag auf Polizisten nach einem Spiel des Fußballvereins Besiktas Istanbul am Samstag vergangener Woche. Dabei waren in der türkischen Metropole 44 Menschen getötet worden, zu der Tat bekannten sich die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK), eine radikale Splittergruppe der PKK.

Proteste gegen HDP

Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan erklärte, die "Terrorakte" in der Türkei zielten auf "all unsere 79 Millionen Bürger mit unseren Soldaten und Polizisten". Ohne konkret auf den Anschlag in Kayseri einzugehen, fügte Erdogan hinzu, das Land werde von verschiedenen Terrorgruppen angegriffen, besonders aber von der PKK. "Wir werden entschieden gegen diese Terrororganisationen kämpfen im Geiste der nationalen Mobilisierung", kündigte der Präsident an. Die Bundesregierung verurteilte den "hinterhältigen Anschlag". Derart "perfide Gewalt" sei durch nichts zu rechtfertigen, erklärte das Auswärtige Amt.

Nach dem Bombenanschlag stürmten in Kayseri Dutzende Demonstranten die Büros der prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP), wie auf Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war. Die türkische Regierung wirft der linksliberalen Partei die Unterstützung der PKK vor. Als Reaktion auf den Anschlag in Istanbul hatte die türkische Polizei bei landesweiten Razzien Hunderte Menschen wegen mutmaßlicher Kontakte zur PKK festgenommen, darunter auch mehr als 200 HDP-Politiker.

In der Türkei verübte in den vergangenen Monaten außer kurdischen Rebellen auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) eine Reihe von Anschlägen. Im Juni wurden bei einem Selbstmordattentat im Istanbuler Atatürk-Flughafen 47 Menschen getötet, im August riss ein Selbstmordattentäter auf einer kurdischen Hochzeit in Gaziantep fast 60 Menschen mit in den Tod.

Quelle: ntv.de, mli/fma/jgu/AFP

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