Ohnmächtig in U-Bahn 16-jährige Iranerin liegt nach Vorfall mit Sittenpolizei im Koma
03.10.2023, 21:50 Uhr Artikel anhören
Im Iran ist eine 16 Jahre alte Schülerin nach einem Vorfall in der Teheraner U-Bahn in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Das Mädchen soll mit den berüchtigten Sittenwächtern aneinander geraten sein. Videos des Vorfalls lassen vermuten: Sie könnte kein Kopftuch getragen haben.
Im Iran ist eine 16 Jahre alte Schülerin nach einem Vorfall in der Teheraner U-Bahn-Station Schohada in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Menschenrechtsorganisationen wie die in Norwegen ansässige Organisation "Hengaw" sprachen von einem Zwischenfall mit den berüchtigten Sittenwächtern in dem Land. Auslöser soll ein Verstoß gegen die Kopftuchpflicht gewesen sein. Armita Garawand liege unter verschärften Sicherheitsbedingungen im Koma, nicht einmal Familienangehörige dürften sie besuchen.
Iranische Behörden erklärten hingegen, Garawand sei wegen "niedrigen Blutdrucks" in der U-Bahn ohnmächtig geworden - es habe keinerlei Auseinandersetzung mit Sicherheitskräften gegeben. Am Montag war nach Angaben der reformorientierten Zeitung "Schargh" eine für sie tätige Journalistin vorübergehend festgenommen worden, die zu dem Fall recherchierte. Sie ist demnach mittlerweile wieder auf freiem Fuß.
In Online-Netzwerken wurde ein Video verbreitet, das den Vorfall zeigen soll. Darin ist zu sehen, wie ein Mädchen, das offenbar keine Kopfbedeckung trägt, von Polizistinnen in die U-Bahn gestoßen wird. Dem aus dem Exil arbeitenden Nachrichtenportal "IranWire" zufolge erlitt Garawand bei der Konfrontation eine Kopfverletzung.
Der Teheraner U-Bahn-Direktor Masud Dorosti sprach laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna von "Gerüchten" - und wies diese als unbegründet zurück. In den vergangenen Wochen hatten die Behörden im Iran den Druck auf Frauen erhöht, die strengen Kleidungsvorschriften zu befolgen - inklusive dem Hidschab, das im Iran vorgeschriebene islamische Kopftuch.
Seit dem Tod der 22-jährigen Kurdin Mahsa Amini blicken die Behörden im Land mit erhöhter Aufmerksamkeit auf mögliche Anlässe für Proteste. Aminis Tod nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines angeblich nicht vorschriftsgemäß getragenen Kopftuchs hatte im Herbst vergangenen Jahres wochenlange Proteste gegen Teheran ausgelöst.
Quelle: ntv.de, jki/AFP