"Krisengipfel" zur Aufforstung 800 Millionen Euro stehen für Wälder bereit
25.09.2019, 15:30 Uhr
Landwirtschaftsministerin Klöckner lädt zum Waldgipfel - es sei ein "Krisengipfel", sagt sie.
(Foto: dpa)
180.000 Hektar Wald in Deutschland sind geschädigt und müssen wieder aufgeforstet werden. Das entspricht 250.000 Fußballfeldern. Bund und Länder geben dafür 800 Millionen Euro. Waldbesitzer fordern jedoch wesentlich mehr.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner stellt angesichts massiver Schäden durch Brände, Dürre und Schädlinge wie den Borkenkäfer mehr Geld für deutsche Wälder in Aussicht. Allein vom Bund könnten in den nächsten vier Jahren 547 Millionen Euro zusätzlich fließen, sagte die CDU-Politikerin beim "Nationalen Waldgipfel" in Berlin.
Dazu sollten ergänzende Mittel der Länder fließen, so dass insgesamt bis zu 800 Millionen Euro zusammenkommen können. Das Geld stammt demnach aus dem nationalen Energie- und Klimafonds der Bundesregierung und fließt zusätzlich zu anderen Mitteln, die bereits gezahlt werden. Auf dem von Klöckner organisierten Gipfel beraten Fachleute von mehr als 170 Organisationen und Institutionen über kurz- und langfristige Maßnahmen gegen zunehmende Waldschäden.
Klöckner sprach von einem "Krisengipfel", da mehr als 180.000 Hektar geschädigte Fläche wieder aufgeforstet werden müssten - das seien mehr als 250.000 Fußballfelder. Im April war noch von 110.000 Hektar betroffener Fläche ausgegangen worden. "Eines ist klar: Der Bund wird nicht die Schäden ersetzen können", sagte Klöckner. Die Hilfen seien aber auch deshalb notwendig, weil die Wälder "enormes Klimaschutzpotenzial" böten.
Die Waldbesitzer rufen angesichts großer Schäden durch die Trockenheit nach staatlicher Unterstützung. Notwendig seien rund 2,3 Milliarden Euro als Soforthilfen für die schnelle Beräumung der Schäden und die Wiederbewaldung, erklärten der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) und die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) kürzlich.
"Grundlegender Wandel in der Forstpolitik"
Bundesumweltministerin Svenja Schulze von der SPD sprach sich dafür aus, staatliche Fördermittel nur an Waldbesitzer mit einer ökologischen Ausrichtung zu zahlen. "Entscheidend ist, dass die Hilfen für den Wald richtig verwendet werden", twitterte sie. "Fördermittel aus Steuergeldern soll es für die Waldbesitzer geben, die ihre Flächen vor allem am Nutzen für Natur und Klimaschutz ausrichten und nicht an der Holzproduktion."
Auch die Umweltorganisation Greenpeace sprach sich für einen "grundlegenden Wandel in der Forstpolitik" aus. Die 800 Millionen Euro sollten für eine "naturnahe Waldnutzung" eingesetzt werden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) sprach sich nicht nur für die Wiederbewaldung aus, sondern ist auch für einen Waldumbau - weg von naturfernen Nadelforsten, hin zu klimastabilen Laubmischwäldern.
Die in Deutschland ursprünglich heimischen Laubmischwälder gelten als klimastabiler als schnell wachsende Nadelholzbestände. Klöckner sagte, auch sie setze auf "naturnahe Laubmischwälder". Zugleich warnte sie vor "ideologischen Gräben" zwischen Akteuren und Verbänden, welche die gemeinsame Arbeit erschwerten. Es gebe auch Stufen "zwischen Urwald und Raubbau". Deutschland sei mit einem Laubwaldanteil von 43 Prozent auch kein "Land der Forstplantagen".
Die FDP-Opposition im Bundestag kritisierte Klöckners Waldgipfel als "ideenlos". Er komme zudem zu spät, erklärte der Forstexperte Karlheinz Busen. Die Bundesregierung hätte "längst" eine Taskforce einsetzen zu müssen. Der Waldeigentümerverband Familienbetriebe Land und Forst begrüßte dagegen den Gipfel und die von Klöckner in Aussicht gestellten Hilfen. "Diese Mittel müssen jetzt schnell und unbürokratisch im Wald ankommen", sagte Verbandschef Max von Elverfeldt.
Quelle: ntv.de, mli/rts/dpa/AFP