"Populistischer Schnellschuss"? 9-Euro-Ticket gilt auch für Abos - und löst Kritik aus
25.03.2022, 14:30 Uhr
Bei der Umsetzung des Tickets sind noch zahlreiche Fragen zu klären.
(Foto: dpa)
Auch Abonnenten von Monatsfahrkarten sollen in den Genuss des 9-Euro-Tickets kommen. Das Land Berlin will die Pläne der Ampel schnell umsetzen. Doch zahlreiche Fragen sind dabei ungeklärt. Von unterschiedlichen Seiten kommt Kritik.
Für das geplante 9-Euro-Ticket im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hagelt es Kritik. "'9 für 90' ist aus unserer Sicht ein populistischer Schnellschuss ohne nachhaltige Wirkung", sagte etwa der Sprecher von Pro Bahn dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Aus Sicht des Fahrgastverbands wäre es sinnvoller, die Mittel in den Ausbau des ÖPNV zu investieren. Außerdem seien zu viele Fragen zur praktischen Umsetzung offen.
Linke-Bundesgeschäftsführer Jörg Schindler schrieb bei Twitter, das 9-Euro-Ticket sei gut. "Aber weshalb nur für 90 Tage?" Die Ampel-Koalition hatte am Donnerstag als Teil des Entlastungspakets für Bürger entschieden, dass für 90 Tage eine Fahrkarte für 9 Euro pro Monat eingeführt werden soll. Das Angebot gilt auch für Fahrgäste mit bestehendem Monatsabo, wie Grünen-Chefin Ricarda Lang betonte. "So entlasten wir gezielt auch die, die heute schon den ÖPNV nutzen", teilte sie auf Twitter mit.
Die S-Bahn Berlin und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) zeigten sich auf Twitter überrascht. Doch Die Berliner Senatorin für Umwelt und Mobilität, Bettina Jarasch, will die 9-Euro-Monatskarte rasch umsetzen. Sie sei zwar von dem Vorschlag der Bundesregierung überrascht worden, sagte die Grünen-Politikerin im Inforadio vom RBB, wolle aber nun schnell an der Umsetzung arbeiten.
Die Ticketpreise sollen den Ländern erstattet werden. Auf der Verkehrsministerkonferenz sollen im Lauf des Tages voraussichtlich weitere Details geklärt werden. Der Teufel stecke im Detail, sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, den Funke-Zeitungen. Es sei zwar "immer richtig", mehr Menschen in den öffentlichen Nahverkehr zu bringen. "Uns ist aber überhaupt nicht klar, wie das mit der 9-Euro-Idee kurzfristig klappen kann."
Der Bund müsse deutliche Zusagen zur Finanzierung des ÖPNV machen. "Die Städte haben Busse neu beschafft, Nahverkehrsangebte ausgebaut", sagte Dedy. "Damit es weiter vorangehen kann, brauchen wir feste Finanzierungszusagen vom Bund." Städte und Kommunen sähen es "mit Sorge, dass sich die für 2022 angekündigte Erhöhung der Regionalisierungsmittel für den ÖPNV bisher nicht im Bundeshaushalt niederschlägt". Das sei besonders problematisch, weil die Energiekosten durch Inflation und in Folge des Ukraine-Krieges hochschnellten. "Wir brauchen einen Investitions- und Modernisierungspakt für den ÖPNV."
Quelle: ntv.de, chl/dpa