Tierdoku statt Moskau-Spezial ARD verteidigt Programm zum Wagner-Marsch
26.06.2023, 21:36 Uhr Artikel anhören
"Ein Vollprogramm wechselt nicht bei jeder Nachricht zur Breaking News": Der ARD-Chefredakteur kann die Kritik nicht nachvollziehen.
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Während die Wagner-Söldner in Richtung Moskau marschieren, sendet die ARD bis zum Nachmittag Tierdokus und Kinderserien. Den Vorwurf schlechter Berichterstattung will der Chefredakteur des Ersten nicht gelten lassen. Es gehe nicht darum, um jeden Preis auf Sendung zu sein.
Oliver Köhr, ARD-Chefredakteur, sieht keine Fehler bei der Berichterstattung des Senderverbunds über den Aufstand der russischen Söldnergruppe Wagner am vergangenen Samstag. "Das Problem war: Was an gesicherten Informationen zur Verfügung stand, war in wenigen Minuten erzählt", sagte der 46-Jährige dem "Spiegel". "Man kann natürlich alle drei Minuten das Bisschen wiederholen, was man weiß. Und hinzufügen: Den Rest wissen wir nicht. Man kann auch die ganze Zeit eine Straßenszene in Moskau zeigen und spekulieren, was wohl passieren wird, wenn die Truppen einmarschieren. Aber das darf doch nicht unser Anspruch sein."
Den Öffentlich-Rechtlichen war vorgeworfen worden, auf ihren Kanälen zu spät und nicht ausreichend über die Lage in Russland informiert zu haben. So zeigte das Erste am Samstagvormittag die Kinder-Serie "Die Pfefferkörner", die Arzt-Saga "In aller Freundschaft" und die Zoodoku "Giraffe, Tiger & Co.".
Köhr sagte dem Magazin: "Das Erste ist nun mal ein Vollprogramm. Ein Vollprogramm wechselt nicht bei jeder Nachricht zu Breaking News." An der Relevanz habe es nicht gelegen. "Aber die Nachricht muss überprüfbar und gesichert sein. Außer der Information, dass die Söldnertruppe Wagner auf dem Weg nach Moskau ist, wo es zu einem Machtkampf mit Putin kommen könnte, gab es zunächst kaum etwas seriös zu berichten. Und nichts, was man über einen längeren Zeitraum schon hätte zeigen können."
"Lief auf unseren anderen Kanälen"
Die ARD habe außerdem regelmäßig in den "Tagesschau"-Ausgaben berichtet und "mit einem Laufband darauf verwiesen, was auf unseren anderen Kanälen läuft, auf Phoenix und Tagesschau24", sagte Köhr und provozierte damit die sarkastische Antwort: "Da hätten Sie auch ein Schild hochhalten können: Bitte gehen Sie woanders hin." Der ARD-Chefredakteur sagte zu seiner Verteidigung, man habe die Leute ja nicht gebeten, zu ntv umzuschalten.
Zur Frage, warum das Erste erst um 15.27 Uhr eine Sondersendung zeigte, sagte der Chefredakteur: "Es geht nicht darum, um jeden Preis auf Sendung zu sein. Und noch einmal: Wir waren da."
Quelle: ntv.de, mau