Vorwurf der Kriegsverherrlichung Abt des Kiewer Höhenklosters steht unter Hausarrest
01.04.2023, 20:20 Uhr
Mönche der ukrainisch-orthodoxen Kirche lebten bis vor kurzem kostenlos in einem Teil des Klosters.
(Foto: picture alliance / imageBROKER)
Der ukrainische Geheimdienst nimmt der Vorsteher des ukrainisch-orthodoxen Klosters in Kiew fest. Der Vorwurf: Metropolit Pawlo habe die russische Invasion gerechtfertigt. Ein Gericht stellt ihn für zwei Monate unter Hausarrest.
Ein ukrainisches Gericht hat den Vorsteher des weltberühmten Kiewer Höhlenklosters, Metropolit Pawlo, für zwei Monate unter Hausarrest gestellt. Der Geistliche der ukrainisch-orthodoxen Kirche stehe unter Verdacht, die religiösen Streitigkeiten befeuert und den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gerechtfertigt zu haben, berichteten ukrainische Medien aus dem Gerichtssaal. Pawlo muss elektronische Fußfesseln tragen. Der Kontakt mit Gläubigen ist ihm untersagt.
Zuvor hatten nach einer Razzia bei Pawlo Dutzende Gläubige vor dem berühmten Kiewer Höhlenkloster protestiert. Die Versammelten, darunter auch Geistliche, schwenkten religiöse Symbole und beteten vor dem Kloster Lawra Petschersk.
Der ukrainische Inlandsgeheimdienst (SBU) erklärte, Pawlo werde verdächtigt, die "Aggression der russischen Armee gegen die Ukraine zu rechtfertigen und abzustreiten und ihre Mitglieder zu verherrlichen". Zudem werde ihm vorgeworfen, gegen die "Gleichstellung der Bürger" zu verstoßen.
"Das Gesetz und die Verantwortung für seine Verletzung ist für alle gleich und ein Priestergewand ist keine Garantie für reine Absichten", erklärte SBU-Chef Wasyl Maljuk. Er warf Russland vor, Religion für Propaganda und die Spaltung der ukrainischen Gesellschaft zu benutzen.
Pawlo verurteilt russischen Angriff
Pawlo hatte eine Unterstützung der russischen Invasion in der Ukraine zuvor zurückgewiesen. In einem von ukrainischen Medien verbreiteten Video erklärte er: "Ich habe es gesagt, ich sage es und ich werde es sagen: Ich verurteile alle Angriffe auf unseren Staat, und was Russland und (Präsident Wladimir) Putin getan haben, ist nicht zu rechtfertigen." Er bestätigte die Durchsuchung im Kloster.
Dem Protest der Gläubigen stellte sich am Samstag eine kleine Gruppe von pro-ukrainischen Aktivisten entgegen. Sie schwenkten Fahnen in den Nationalfarben blau und gelb.
Die Vorladung des Metropoliten erfolgte nur drei Tage nach dem Ablauf einer Frist für die Räumung des zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Klosters. Bis vor kurzem war es der Sitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche, ihre Mönche lebten kostenlos in einem Teil des Klosters. Sie haben angekündigt, so lange wie möglich bleiben zu wollen.
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hing lange Zeit vom Moskauer Patriarchat ab, bis sie sich im Mai vergangenen Jahres aufgrund des russischen Angriffskriegs offiziell lossagte. Die ukrainischen Behörden werfen ihr allerdings vor, weiterhin prorussisch zu sein. Seit Dezember unterstehen das berühmte Kloster und seine Kathedrale der unabhängigen Orthodoxen Kirche.
Quelle: ntv.de, als/AFP/dpa