Auftrag an den BND Adenauer ließ angeblich Brandt bespitzeln
07.04.2017, 19:37 Uhr
Brandt (r.) gratuliert Adenauer zu dessen 85. Geburtstag im Jahr 1961.
(Foto: picture alliance / Kurt Rohwedde)
Der spätere Kanzler Brandt flieht vor den Nazis nach Norwegen. Dort schreibt er für Zeitungen über den spanischen Bürgerkrieg. Das Thema interessiert später anscheinend Kanzler Adenauer - der eigene Rechtsverstoß dabei aber nicht.
Der langjährige Bundeskanzler Konrad Adenauer hat einem "Spiegel"-Bericht zufolge führende Sozialdemokraten wie den damaligen SPD-Kanzlerkandidaten Willy Brandt bespitzeln lassen. Das berichtet das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf Geheimakten der Bundesregierung und des Bundesnachrichtendienstes (BND). Danach habe der CDU-Politiker Adenauer dem damaligen BND-Präsidenten Reinhard Gehlen im September 1960 einen entsprechenden Arbeitsauftrag erteilt.
Nach einem Gespräch mit Adenauer notierte der BND-Chef: "Frage nach dem Werde- und Entwicklungsgang von Bürgermeister Brandt. Ist er nachrichtendienstlich tätig geworden?" Adenauer habe wissen wollen, ob Brandt für Hinrichtungen im Spanischen Bürgerkrieg verantwortlich war oder ob er für eine fremde Macht spioniert hat. Brandt war vor den Nationalsozialisten nach Norwegen geflohen und hatte für norwegische Zeitungen vom Bürgerkrieg in Spanien berichtet.
Dem Bericht zufolge schlug Brandt in den 1960er Jahren eine emigrantenfeindliche Stimmung entgegen, die Adenauer mithilfe der BND-Informationen nutzen wollte. Unter führenden Christdemokraten sei es kein Geheimnis gewesen, dass Adenauer die SPD ausspionierte - obwohl er damit gegen Recht und Gesetz verstieß.
Quelle: ntv.de, jwu/dpa