"Für Führer, Volk und Vaterland" AfD-Verband platziert Grabkranz mit NS-Spruch auf Friedhof
29.11.2024, 21:43 Uhr Artikel anhören
Gedenktafel auf dem Friedhof in Hildburghausen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Während der NS-Herrschaft war der Slogan "Für Führer, Volk und Vaterland" eine oft verwendete Formel. Nun tauchen in Sachsen-Anhalt zwei Grabkränze mit dem Spruch auf. Eines der Gestecke stammt von einer lokalen AfD-Fraktion.
Die AfD-Stadtratsfraktion von Leuna in Sachsen-Anhalt hat Medienberichten zufolge am Volkstrauertag einen Kranz mit einem leicht modifizierten NS-Spruch auf dem dortigen Stadtfriedhof niedergelegt. Wie der "Spiegel" und die "Mitteldeutsche Zeitung" (MZ) melden, prangte auf dem Gesteck der Slogan: "Für Führer, Volk und Vaterland. Warum?". Demnach wurde auch ein Kranz mit einer gleichlautenden Losung auf dem Friedhof der zu Leuna gehörenden Ortschaft Zweimen niedergelegt. Dieser stamme jedoch nicht von der AfD, sondern wie die "MZ" berichtet vom Ortschaftsrat, Förderverein der Feuerwehr und Johannesbier-Verein.
Beide Kränze wurden entfernt. Laut "MZ" sei der Kranz in Leuna einen Tag später im Müll gefunden worden, an der Schleife fehlte das Wort "Führer". Der CDU-Bürgermeister Michael Bedla der Kommune habe die Polizei und den Staatsschutz eingeschaltet. "Die haben keinen strafrechtlichen Tatbestand erkannt", wird der Bürgermeister in der Zeitung zitiert. Der andere Kranz sei auf Bitte der dortigen Pfarrerin entfernt worden, sie habe das als "beschämend" erachtet. Es zeige, dass die AfD gefährliches Gedankengut vertrete, sagte sie der "MZ".
Die AfD-Fraktion in Leuna räumte auf ihrer Facebook-Seite ein, den Spruch verwendet zu haben - und sieht sich missverstanden. "Es macht uns traurig und wütend zugleich, dass dieser nationale Feiertag kaum noch an unsere deutschen gefallenen Soldaten und die Toten in der deutschen zivilen Gesellschaft erinnert", schrieb Fraktionschef Rüdiger Patzsch über den Volkstrauertag. Deshalb habe man den Spruch "Für Führer, Volk und Vaterland - Warum?" gewählt, also mit dem Zusatz "Warum?". Die Kritiker, Bürgermeister Bedla und Stadtratsvorsitzender Daniel Krug von der FDP, bezeichnete er als "Denunzianten".
Der Historiker Wolfgang Benz verurteilte im Gespräch mit dem "Spiegel" die Verwendung der Losung scharf. "Das ist ein Spruch aus dem nationalsozialistischen Wortschatz", sagte er dem Nachrichtenmagazin. "Wer das im Jahr 2024 benutzt, der identifiziert sich mit nationalsozialistischer Ideologie." Wer solche nationalsozialistische Semantik heutzutage benutze, könne sich "durch gar nichts rausreden, der zeigt seine vollkommene Übereinstimmung mit Brauchtum, Ideologie und Inhalten nationalsozialistischer Politik", so Benz. "Das entlarvt."
Wie die "MZ" weiter schreibt, habe sich auch der Vorsitzende des Johannesbiervereins von dem Kranzaufdruck distanziert. Der AfD-Politiker Patsch habe diesen nicht mit den Vereinen abgesprochen, erklärte Wilfried Jacobi. "Wir stehen nicht dahinter. Das ist böse, was er gemacht hat", wird er zitiert. Die AfD-Begründung ließ er ihm auch nicht durchgehen, "Man könne ja sonst einfach alles hinschreiben und dann ein 'Warum' dahintersetzen", zitiert die "MZ" Jacobi weiter.
Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland war laut "Spiegel" der Slogan "Für Führer, Volk und Vaterland" eine oft verwendete Formel. Regelmäßig tauchte sie in Todesanzeigen für Soldaten auf, die "für Führer, Volk und Vaterland" gefallen seien.
Quelle: ntv.de, ses/jpe