"Furchtlose Vorkämpferin" Afghanische Ex-Abgeordnete in Kabul ermordet
15.01.2023, 18:01 Uhr
Die Schüsse fielen nachts.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
In Afghanistans Haupstadt fallen Schüsse. Die ehemalige Abgeordnete Mursal Nabisada und ihr Leibwächter kommen bei dem nächtlichen Angriff ums Leben. Täter und Motiv sind noch unklar.
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind eine ehemalige Parlamentsabgeordnete und ihr Leibwächter erschossen worden. Mursal Nabisada sei in der Nacht zum Sonntag "zusammen mit einem ihrer Leibwächter in ihrem Haus erschossen" worden, sagte Polizeisprecher Chalid Sadran. Bei dem Angriff wurde demnach ein Bruder der Ex-Abgeordneten verletzt.
Die 32-jährige Nabisada stammte aus der östlichen Provinz Nangarhar und war 2018 als Parlamentsabgeordnete aus Kabul gewählt worden. Die ehemalige Abgeordnete Mariam Solaimanchil bezeichnete sie auf Twitter als "furchtlose Vorkämpferin für Afghanistan" und als "wahre Pionierin (...), die für das eintrat, an das sie glaubte, selbst im Angesicht der Gefahr." Obwohl sie Afghanistan hätte verlassen können, habe sie sich entschieden zu bleiben und für ihr Volk zu kämpfen.
"Ich bin traurig und wütend"
"Ich bin traurig und wütend und möchte, dass die Welt es erfährt", twitterte Hannah Neumann, Mitglied des Europäischen Parlaments. Nabisada sei im Dunkeln getötet worden, doch die Taliban "etablieren ihr System der Geschlechter-Apartheid im vollen Tageslicht". Wie die "FAZ" berichtet, hatte Nabisada sich vor etwa vier Monaten in einem TV-Interview zur Einschränkung der Frauenrechte durch die herrschenden Taliban geäußert. Ob die Täter aus diesen Kreisen kommen, ist jedoch noch unklar.
Während der zwei Jahrzehnte der von den USA angeführten Stabilisierungsmission in Afghanistan waren viele Frauen in dem Land in wichtigen Positionen tätig, etwa als Richterinnen, Journalistinnen und Politikerinnen. Seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 wurden Frauen rasch aus fast allen Bereichen des öffentlichen Lebens verdrängt.
Ihnen wurde der Zugang zu Bildung, zu Berufen im öffentlichen Sektor und sogar der Besuch öffentlicher Parks, Fitnessstudios und Hamams verboten. Außerdem müssen sich Frauen nach Anordnung der Taliban in der Öffentlichkeit bedecken, möglichst mit einem Ganzkörperschleier; viele tragen die traditionelle Burka.
Quelle: ntv.de, can/AFP