Gefangen trotz Generalamnestie? Afghanische Regierungsbeamte werden vermisst
20.08.2021, 15:58 Uhr
Regierungsvertreter fürchten nach der Machtübernahme Racheaktionen der Taliban.
(Foto: imago images/SNA)
Nach der Machtübernahme durch die Taliban sollen die Menschen in Afghanistan nicht um ihre Sicherheit fürchten müssen. Das garantiert die radikal-islamistische Miliz. Doch mehrere Regierungsbeamte werden Medienberichten zufolge vermisst. Angehörige vermuten, dass sie von Taliban gefangen gehalten werden.
Mehrere Vertreter der bisherigen afghanischen Regierung werden einem lokalen Medienbericht zufolge vermisst. Verwandte von mehreren Regierungsbeamten sagten dem TV-Sender ToloNews, ihre Familienmitglieder seien verschwunden oder würden seit der Machtübernahme der Taliban vermutlich von den Islamisten festgehalten. Der bisherige Gouverneur sowie der bisherige Polizeichef der Provinz Laghman im Osten des Landes hätten sich den Taliban ergeben, befänden sich aber weiter in Gefangenschaft der Islamisten, hätten die Verwandten gesagt. Auch der Polizeichef von Gasni im Südosten des Landes sei unauffindbar.
Die Taliban haben eine Generalamnestie erlassen, die ihren eigenen Angaben zufolge alle Menschen umfassen soll - auch Regierungsvertreter oder Angehörige der Sicherheitskräfte. Mitte der Woche erklärten die Islamisten zudem, alle politischen Gefangenen sollten entlassen werden. Ein Verwandter des Polizeichefs von Laghman habe gesagt, alle Regierungsvertreter seien freigelassen worden, nur der Polizeichef nicht, heißt es in dem ToloNews-Bericht weiter.
Regierungsvertreter und Sicherheitskräfte fürchten nach der Machtübernahme Racheaktionen. Seit Donnerstag kursierten in sozialen Medien Videos, die die Exekution des Polizeichefs der Provinz Badghis zeigen soll. In einem der Videos nennt Hadschi Mohammed Achaksai seinen eigenen Namen; in einem zweiten ist er in gleicher Kleidung am Boden auf Knien zu sehen, seine Augen und Hände verbunden. Wenige Sekunden später wird er mit vielen Kugeln erschossen. Ein Kommentar der Taliban zu den Vorfällen war zunächst nicht verfügbar.
Quelle: ntv.de, mba/dpa