16 Zivilisten sterben Aktivisten: Afrins Krankenhaus beschossen
17.03.2018, 07:15 Uhr
Mindestens 15.000 Einwohner flohen am Freitag aus der belagerten Stadt Afrin.
(Foto: Reuters)
Die Lage im syrischen Afrin ist ohnehin dramatisch, doch nun soll die türkische Armee nach Angaben von Aktivisten sogar das einzige Krankenhaus der Stadt direkt beschossen haben. Die türkischen Streitkräfte wollen davon nichts wissen.
Die türkische Luftwaffe hat nach Angaben von Aktivisten und des kurdischen Roten Halbmonds das wichtigste Krankenhaus in der nordsyrischen Stadt Afrin beschossen und dabei 16 Zivilisten getötet. Die türkische Armee habe die medizinische Einrichtung "direkt" getroffen, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. "16 Zivilisten wurden getötet, darunter zwei schwangere Frauen", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Medizinisches Personal ist demnach nicht unter den Todesopfern.
"Das Krankenhaus wurde von mehreren türkischen Granaten getroffen", berichtete auch der Arzt Joan Schitika. "Zivilisten werden sogar in Krankenhäusern angegriffen, und Afrin wird wahllos mit Tausenden Granaten beschossen." Die türkischen Streitkräfte dementierten dagegen den Beschuss eines Krankenhauses. Das Militär führe seine Schläge so, dass Zivilisten nicht zu Schaden kämen, twitterte das Militär.
Doch auch der Ko-Vorsitzende des kurdischen Roten Halbmondes, Serwan Bery, bestätigte das Bombardement. "Es gab den Tag über Bombardements in der Stadt, die sich nahe des Krankenhauses ereigneten, aber heute Abend wurde es direkt getroffen", erklärte Bery. Bei der Einrichtung, in der Mitarbeiter des Roten Halbmonds arbeiteten, habe es sich um "das einzige funktionierende Krankenhaus in der Stadt Afrin" gehandelt.
Die Türkei hatte am 20. Januar einen Militäreinsatz gegen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien gestartet. Die Stadt Afrin ist mittlerweile offenbar fast komplett eingekreist. Ankara sieht die YPG wegen ihrer Verbindungen zu der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) als Terrororganisation an. Wegen der türkischen Offensive sind bereits zahlreiche Menschen aus Afrin geflohen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle verließen am Freitag mindestens 15.000 weitere Einwohner die Stadt.
Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netz von Informanten vor Ort. Ihre Angaben sind für Medien kaum zu überprüfen.
Quelle: ntv.de, ftü/AFP/dpa