Abschiebeknast in der Wildnis "Alligator Alcatraz" muss nicht zurückgebaut werden
05.09.2025, 04:24 Uhr Artikel anhören
Tausende Menschen sollen in dem Lager in den Everglades auf ihre Abschiebung warten.
(Foto: IMAGO/Anadolu Agency)
Inmitten der Sümpfe der Everglades lässt die US-Regierung eilig ein Abschiebelager errichten - der zynische Name des Projekts: "Alligator Alcatraz". Umweltschützer klagen zunächst erfolgreich dagegen. Doch jetzt kassiert ein Berufungsgericht das Urteil der Vorinstanz.
Das Abschiebe-Haftzentrum "Alligator Alcatraz" in einem riesigen Sumpfgebiet im US-Bundesstaat Florida muss vorerst doch nicht zurückgebaut werden. Ein Berufungsgericht in Atlanta hat die einstweilige Verfügung eines Bezirksgerichts vorübergehend außer Kraft gesetzt, bis endgültig über den Fall entschieden wird. Umweltschützer hatten gegen die von US-Präsident Donald Trump persönlich eröffnete Haftanstalt in den berühmten Everglades geklagt.
Der provisorische Bau war im Juni innerhalb von acht Tagen errichtet worden. Die Regierung hatte die Wahl des Standorts damit begründet, dass die von Alligatoren bevölkerten Sümpfe Häftlinge von einer Flucht abhalten sollten.
In erster Instanz hatte ein Bezirksgericht im August angeordnet, dass innerhalb von 60 Tagen alle Zäune, Beleuchtungsanlagen, Generatoren, Gas-, Abwasser- und Abfallbehälter von dem Gelände entfernt werden müssen. Weitere Bauarbeiten seien nicht erlaubt und es dürften auch keine weiteren Häftlinge aufgenommen werden. Das Gericht wies auf "irreparable Schäden in Form von Lebensraumverlust und erhöhter Sterblichkeit gefährdeter Arten" im fragilen Ökosystem der Everglades hin - der größten subtropischen Wildnis in den Vereinigten Staaten.
Das Berufungsgericht entschied nun, dass das öffentliche Interesse schwerer wiege als die von Umweltschützern vorgebrachten Argumente. Zudem seien die Kosten für einen Rückbau erheblich.
Trump kam persönlich zur Eröffnung
In dem Gefängnis sollen nach Angaben des Weißen Hauses Tausende Migranten bis zu ihrer Abschiebung untergebracht werden. Präsident Trump hatte die neue Haftanstalt im Sommer persönlich eröffnet. Auf einem wenig genutzten Flugplatz waren innerhalb weniger Tage Zelte für Tausende Häftlinge sowie mobile Unterkünfte für Mitarbeiter errichtet worden. Nicht nur aus Naturschutzgründen gibt es Bedenken. Gegner des Projekts kritisieren unter anderem käfigartige Zellen für Häftlinge und mangelnde Hygiene. Die Regierung bezeichnete die Vorwürfe als haltlos.
Die von der Regierung gewählte Bezeichnung "Alligator Alcatraz" spielt auf das berüchtigte Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz in der Bucht von San Francisco an. Von 1934 bis 1963 war es die am meisten gefürchtete Haftanstalt der USA. Die Felseninsel "The Rock" galt als ausbruchsicherer Verbannungsort für die "Schlimmsten der Schlimmsten". Trump hatte im Mai angekündigt, er wolle Alcatraz wieder als Gefängnis nutzen.
Der als Hardliner bekannte republikanische Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, feierte den juristischen Etappensieg seiner Regierung. In einer Videobotschaft auf X sagte er, "Alligator Alcatraz" sei trotz des früheren Widerstands einer "linksgerichteten" Richterin weiter in Betrieb. Die "Mission", Migranten ohne Aufenthaltsrecht abzuschieben, gehe weiter.
Quelle: ntv.de, ino/dpa