Gegen Widerstand der Kirche Als erstes christlich-orthodoxes Land: Griechenland erlaubt Homo-Ehe
15.02.2024, 23:54 Uhr Artikel anhören
46 der 300 Abgeordneten blieben der Abstimmung über die Ehe für alle fern, zwei weitere enthielten sich.
(Foto: picture alliance / Sipa USA)
Die mächtige griechisch-orthodoxe Kirche stemmt sich mit aller Kraft gegen das Gesetz - kann es aber nicht aufhalten: Mit großer Mehrheit stimmt das griechische Parlament dafür, dass die Ehe für homosexuelle Paare geöffnet wird. Zustimmung und Ablehnung ziehen sich durch alle politischen Lager.
Das griechische Parlament hat mit großer Mehrheit die standesamtliche Ehe für gleichgeschlechtliche Paare verabschiedet. 176 Abgeordnete im Parlament mit 300 Sitzen votierten für das entsprechende Gesetz, das die konservative Regierung unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis vorgelegt hatte. In einer für Griechenland seltenen parteiübergreifenden Übereinstimmung unterstützten sowohl linke als auch sozialdemokratische und konservative Parlamentarier den Antrag. Auch die 76 Gegenstimmen zogen sich durch sämtliche Parteien.
Mitsotakis hatte den Abgeordneten seiner konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND) freigestellt, nach ihrem Gewissen abzustimmen. Es gab zwei Stimmenthaltungen. 46 Abgeordnete nahmen an der Sitzung nicht teil, teilte das Parlamentspräsidium weiter mit.
Zuvor wurde im Parlament teils heftig diskutiert. Kleinere ultrakonservative Parteien, die auch religiöse Eiferer vertreten, aber auch Abgeordnete der regierenden Konservativen erklärten, mit dem Gesetz würden die Tradition der griechischen Gesellschaft und die Lehren der christlich-orthodoxen Kirche ignoriert. Mitsotakis erklärte seinerseits: "In Griechenland darf niemand sich als Bürger zweiter Klasse fühlen. Heute ist ein Tag der Freude".
Nach dem neuen Gesetz haben homosexuelle Ehepaare künftig dieselben Rechte und Pflichten wie heterosexuelle. Sie können Kinder adoptieren. Beide erhalten das Sorgerecht, auch wenn das Kind biologisch von einem der beiden Partner stammt. Dass Leihmütter für homosexuelle Paare Kinder auf die Welt bringen, soll jedoch weiterhin verboten bleiben.
Massive Kritik gab es bereits im Vorfeld aus den Reihen der griechisch-orthodoxen Kirche. Einige Bischöfe drohten den Abgeordneten ihrer Regionen, sich "gut zu überlegen, wofür sie sich entscheiden". Die Orthodoxe Kirche ist in der griechischen Verfassung als vorherrschende Religion festgeschrieben und hat starken Einfluss auf religiös orientierte Wahlkreise. Nach der Verabschiedung des Gesetzes ist Griechenland das erste mehrheitlich christlich-orthodoxe Land, das die standesamtliche Ehe zwischen gleichgeschlechtigen Menschen ermöglicht.
Quelle: ntv.de, ino/dpa