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Russlands Statthalter dementiert Analysten: Ukrainische Truppen überqueren Dnipro bei Cherson

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Anfang März hatte die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS noch Bilder veröffentlicht, ...

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

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Im November zieht sich Russland aus Cherson auf die andere Flussseite ans östliche Ufer des Dnipro zurück. Doch auch diese Position scheint in Gefahr: Aus Berichten russischer Militärblogger geht hervor, dass die ukrainische Armee den Dnipro überquert und stabile Versorgungslinien aufgebaut hat.

Die Ukraine hat nach Angaben von Militärexperten erstmals seit Kriegsbeginn Positionen am östlichen Ufer des Flusses Dnipro in der Region Cherson bezogen. Die Analysten des US-amerikanischen Institute for the Study of War (ISW) melden, dass sich ukrainische Streitkräfte nördlich der Kleinstadt Oleschky aufhalten. Von dort aus sollen sie nach Norden in Richtung der Schnellstraße E97 vorgerückt sein. Eine zweite Position wurde demnach nahe der strategisch wichtigen Antoniwkabrücke bei Dachi errichtet.

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... die russische Soldaten bei der Verteidigung des östlichen Dnipro-Ufers bei Cherson zeigen.

(Foto: picture alliance/dpa/TASS)

Die Denkfabrik beruft sich bei ihren Angaben auf mehrere Berichte russischer Militärblogger. Aus der Fülle an Berichten kann demnach zuverlässig geschlussfolgert werden, dass die ukrainischen Truppen den Dnipro erfolgreich überquert haben - mutmaßlich schon vor mehreren Wochen.

Die russischen Blogger kritisieren demnach, dass die Ukraine stabile Nachschublinien habe aufbauen können und regelmäßig Einsätze in der Region durchführe. Das deute auf fehlende russische Kontrolle des Gebiets hin, betonen die Militärexperten. In welchem Umfang und mit welchem Ziel die ukrainischen Streitkräfte Position am Ostufer des Dnipro bezogen hätten, sei allerdings unklar.

Russlands Statthalter in der südukrainischen Region Cherson dementierte die Angaben der US-Denkfabrik. Dem sei nicht so, schreibt Wladimir Saldo auf Telegram. "Unser Militär kontrolliert das Territorium vollständig." Es könne vorkommen, dass feindliche Sabotagegruppen anlanden und Selfies aufnähmen, "bevor sie zerstört oder von unseren Kämpfern ins Wasser geschubst werden". Ein Sprecher des südukrainischen Militärkommandos wollte die Angaben des Instituts weder bestätigen noch dementieren.

Angst vor Gegenoffensive?

Die Kleinstadt Oleschky, auf die das ISW in seiner Analyse Bezug nimmt, liegt etwa sieben Kilometer südöstlich von Cherson. Die Hauptstadt der gleichnamigen Region befindet sich auf der gegenüberliegenden Flussseite am westlichen Ufer des Dnipro. Nur wenige Tage nach Kriegsbeginn wurde die strategisch wichtige Großstadt von der russischen Armee erobert. Anschließend hielt Russland Cherson acht Monate lang besetzt, bis die russische Militärführung im vergangenen November unter dem Druck ukrainischer Truppen den Befehl zum Rückzug erteilte.

Die russischen Truppen zogen sich daraufhin ans östliche Flussufer unter anderem nach Oleschky zurück. Bereits Ende Februar hatte der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte allerdings gemeldet, dass die von Moskau eingesetzten Besatzungsbehörden aus Angst vor einer weiteren ukrainischen Offensive den vollständigen Abzug aus der Region Cherson auf die Krim vorbereiten würden. Aus der Stadt Skadowsk am Schwarzen Meer sind ähnliche Berichte bekannt.

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Wie das ISW berichtet, geht aus den Angaben der russischen Militärblogger ebenfalls hervor, dass Russland die Kontrolle über mehrere Inseln im Delta des Dnipro südwestlich von Cherson verloren hat. Auch dies deutet auf ukrainische Erfolge in der Region hin. Mehrere Blogger kritisieren demnach ausbleibendes russisches Artilleriefeuer. Die Militärexperten mutmaßen, dass Russland sich zurückgezogen habe, um Verteidigungsstellungen in Städten wie Oleschky aufzubauen.

Die Ukraine hatte stets erklärt, alle von russischen Truppen besetzten Gebiete zu befreien. Vor allem die Krim wird von der ukrainischen Führung regelmäßig als Ziel ausgerufen. Vom Gebiet Cherson aus wäre bei einer Eroberung der Region der Weg für die ukrainische Armee frei zu der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel.

Quelle: ntv.de, chr/rts

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