"Haben einfach kein Interesse" Angriff auf Lettland oder Polen für Putin angeblich undenkbar
09.02.2024, 03:55 Uhr Artikel anhören
Putin hatte Carlson in Moskau empfangen.
(Foto: AP)
Über zwei Stunden spricht Wladimir Putin mit dem Kreml-freundlichen US-Talkmaster Tucker Carlson. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg gibt sich der russische Präsident siegesgewiss. Von weiteren Landnahmen will er aber nichts wissen, die "russische Bedrohung" sei eine Schimäre der NATO-Staaten.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat einen russischen Angriff auf Polen oder Lettland ausgeschlossen - und eine Niederlage im Krieg gegen die Ukraine als "unmöglich" bezeichnet. "Wir haben kein Interesse an Polen, Lettland oder irgendwo sonst", sagte Putin in einem in der Nacht veröffentlichten Interview mit dem rechten US-Moderator Tucker Carlson. "Warum würden wir das tun? Wir haben ganz einfach kein Interesse daran." Ein russischer Angriff auf die Länder sei "absolut ausgeschlossen".
Der frühere Fox-News-Moderator Carlson hatte den russischen Präsidenten zuvor gefragt, ob es ein Szenario geben könnte, in dem "Sie russische Soldaten nach Polen schicken". Putin antwortet: "Nur in einem Fall: Wenn Polen Russland angreift." Es widerspreche dem gesunden Menschenverstand, sich auf "eine Art globalen Krieg" einzulassen, so Putin weiter. Den NATO-Staaten warf er vor, die eigene Bevölkerung mit dem Vorgaukeln einer "imaginären russischen Bedrohung´" einzuschüchtern.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg sagte Putin, es werde darüber gesprochen, Russland "auf dem Schlachtfeld eine strategische Niederlage zuzufügen". "Meiner Meinung nach ist das per Definition unmöglich", sagte der Präsident. "Es wird niemals passieren."
Weißes Haus warnt: Putin nicht beim Wort nehmen
Tucker Carlson hatte das Gespräch mit dem Kremlchef bereits am Dienstag in Moskau geführt. Das 127 Minuten lange Interview erschien in der deutschen Nacht auf Carlsons Website und auf X. Es ist das erste ausführliche Gespräch Putins mit einem US-Interviewer seit Beginn seines Angriffskrieges gegen die Ukraine vor fast zwei Jahren. Carlson hatte das Interview zuvor als großes Medienereignis angekündigt.
Auf Nachfrage mahnte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, dass nichts, was in dem Interview gesagt wurde, für bare Münze zu nehmen sei. "Erinnern Sie sich daran, Sie hören Wladimir Putin zu", sagte er in Washington. Der 54-jährige Carlson ist für die Verbreitung von Verschwörungstheorien bekannt und wurde im vergangenen Jahr vom erzkonservativen US-Sender Fox News entlassen, dessen Aushängeschild er jahrelang gewesen war. Vorangegangen war ein Streit um falsche Wahlbetrugsvorwürfe nach der Präsidentschaftswahl 2020, wegen deren Verbreitung Fox News einen extrem teuren Vergleich mit einem Wahlmaschinen-Unternehmen schließen musste.
Tucker Carlson vertritt scharf rechte Positionen - und steht mit Blick auf den Ukraine-Krieg für eine sehr russlandfreundliche und Kiew-kritische Haltung. So hat er wiederholt die US-Hilfe für die Ukraine kritisiert.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa