Politik

Steinmeier wie ein "Sandmännchen" Angriffe vor dem TV-Duell

Die CDU setzt in der Endphase des Wahlkampfs auf den Kanzlerinnen-Bonus.

Die CDU setzt in der Endphase des Wahlkampfs auf den Kanzlerinnen-Bonus.

(Foto: dpa)

Vor dem TV-Wahlkampfduell von CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier am Sonntag haben sich CDU und SPD scharf angegriffen. Bei Steinmeiers Versprechen, vier Millionen Arbeitsplätze zu schaffen, handele es sich um "Märchenstunden", sagte CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla dem "Hamburger Abendblatt". Steinmeier warf Merkel dagegen fehlenden Ehrgeiz vor.

Pofalla sagte, Steinmeier habe ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. Mit Blick auf ein mögliches Bündnis mit der Linkspartei versuche er, die Menschen mit dem Mantra "In den Ländern ja, im Bund nein" einzulullen. Damit mache er dem "Sandmännchen" im Fernsehen ernsthafte Konkurrenz. Er bezeichnete das TV-Duell als einen der "Höhepunkte im Wahlkampf". Beide würden aber nicht "mit Keulen aufeinander einschlagen." "Am Ende kommt es darauf an, wer überzeugender argumentiert und mehr Glaubwürdigkeit ausstrahlt", sagte er.

"Mit ehrgeizigen Zielen in das nächste Jahrzehnt"

Steinmeier attackierte Amtsinhaberin Merkel persönlich. "Ehrgeiz zur Gestaltung ist bei ihr nicht festzustellen", sagte er der "Saarbrücker Zeitung". Merkel habe das von ihm propagierte Ziel der Vollbeschäftigung als unredlich bezeichnet. Die Union habe aber zur Wahl nur ein "Notprogramm" vorgelegt. Er hingegen habe seinen Deutschlandplan mit dem Ziel der Vollbeschäftigung bewusst im Wahlkampf präsentiert. "Wir müssen mit ehrgeizigen Zielen in das nächste Jahrzehnt gehen. Wer das nicht tut, bleibt hinter seinen Möglichkeiten zurück".

Die SPD hofft, im Endspurt noch etliche unentschlossene Wähler überzeugen zu können.

Die SPD hofft, im Endspurt noch etliche unentschlossene Wähler überzeugen zu können.

(Foto: dpa)

Im "Münchner Merkur" räumte Steinmeier ein, "vor der Sendung vermutlich ein wenig" aufgeregt zu sein. Er sei "sicher, für die Zuschauer wird es eine spannende Diskussion". Er wolle ein bisschen üben, sich "an die knappe Redezeit von 60 oder 90 Sekunden zu gewöhnen", so Steinmeier. Ein regelrechtes Training habe er aber nicht absolviert. "Ich werde vorher mich noch einmal mit den aktuellen Themen beschäftigen, mir die neuesten Informationen anschauen, wichtige Zahlen einprägen, das ist das Rüstzeug. Und natürlich werde ich mit meinen wichtigsten Mitarbeitern vor dem TV-Duell zusammensitzen, und wir werden gemeinsam überlegen, welche Themen und Fragen eine Rolle spielen könnten."

Der Mehrheit der Deutschen sei bewusst, dass SPD und Union in einer großen Koalition zusammengearbeitet haben "und weder die Kanzlerin noch ich die Möglichkeit haben, uns von diesen vier Jahren zu distanzieren", sagte Steinmeier. "Aber natürlich werden wir die Unterschiede deutlich machen - Unterschiede zwischen den Personen und den Programmen der Parteien. Und diese Unterschiede sind gravierend."

"Inakzeptabel, undemokratisch und unfair"

Für FDP-Chef Guido Westerwelle ist der TV-Kampf ein "Platzpatronen-Duell". Es widerspreche dem Geist unseres Grundgesetzes, wenn die Opposition, die für knapp 40 Prozent der Wähler spreche, bei der wichtigsten Fernsehsendung des Bundestagswahlkampfes nicht dabei sein dürfe. "Das ist inakzeptabel, undemokratisch und unfair." Eine Regierung müsse sich im Wahlkampf der Opposition stellen.

Am Sonntagabend treffen Merkel und ihr SPD-Herausforderer zum einzigen Fernsehduell dieses Wahlkampfs aufeinander. Die Sendung soll 90 Minuten dauern. Das Duell wird von Maybrit Illner (ZDF), Frank Plasberg (ARD), Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (SAT.1) moderiert. Das letzte TV-Duell zwischen Merkel und dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte mehr als 20 Millionen Zuschauer. Die Parteichefs der Opposition sollen sich am Montagabend einen TV-Dreikampf liefern.

Ein Straßenfeger

Nach einer Umfrage wird das Duell auch in diesem Jahr zum Straßenfeger. Wie das Institut Emnid für "Bild am Sonntag" repräsentativ ermittelte, wollen sich 54 Prozent der Deutschen den auf vier TV-Sendern übertragenen Schlagabtausch mit hoher Wahrscheinlichkeit anschauen. 26 Prozent gaben sogar an, sich das Duell der Kanzlerin mit dem Vizekanzler ganz sicher ansehen zu wollen. Nur 23 Prozent wollen die Sendung auf keinen Fall verfolgen.

Und so wollen sie moderieren (vl): Plasberg, Limbourg, Illner, Kloeppel.

Und so wollen sie moderieren (vl): Plasberg, Limbourg, Illner, Kloeppel.

(Foto: AP)

Die nach neuen Umfragen unsichere Mehrheit für eine schwarz-gelbe Bundesregierung steigert die Spannung vor dem Duell. Demoskopen und die Sender gehen davon aus, dass noch unentschlossene Wähler ihr Votum bei der Bundestagswahl am 27. September vom Verlauf der Debatte abhängig machen könnten.

Keine Elefantenrunde vor dem Wahlabend

Die Kanzlerin wird neben dem TV-Duell mit Steinmeier laut "Spiegel" keinen weiteren Fernseh-Auftritt haben, bei dem sie auf Politiker anderer Parteien trifft. In der vergangenen Woche sagte Merkel dem ZDF endgültig für eine "Berliner Runde" aller Spitzenkandidaten ab. Der Sender hatte seit März versucht, einen Termin zu koordinieren. Als alle Vorschläge abgelehnt wurden, bat Chefredakteur Brender im August Merkels Sprecher Ulrich Wilhelm brieflich darum, "uns zwei Terminvorschläge Ihrer Wahl zu unterbreiten". Darauf ging das Kanzleramt jedoch nicht ein, schreibt das Magazin.

Als letzten Termin nannte das ZDF schließlich den 16. September, 11 Uhr, und lud auch die anderen Parteien ein. Dem "Spiegel" zufolge zeigten sich alle anderen Parteivertreter von Linkspartei bis CSU entgegenkommend - nur Merkel nicht: Sie benannte als Vertreter für die nun für den 17. September anberaumte Sendung den niedersächsischen CDU-Ministerpräsidenten Christian Wulff.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP

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