Politik

Websites, Telegram, E-Mails "Anonymous" kapert Hildmanns Kanäle

In einem Video "begrüßte" die Guy-Fawkes-Maske, das Erkennungszeichen von "Anonymous" Attila Hildmann auf dessen Online-Präsenzen.

In einem Video "begrüßte" die Guy-Fawkes-Maske, das Erkennungszeichen von "Anonymous" Attila Hildmann auf dessen Online-Präsenzen.

Das Hackerkollektiv "Anonymous" übernimmt Dutzende Webseiten und Telegram-Kanäle von Attila Hildmann. Ein Ex-Vertrauter des rechtsradikalen Kochbuch-Autors verschafft den Hackern auch Einblick in Tausende von Hildmanns E-Mails. "Anonymous" will brisante Informationen nun nach und nach veröffentlichen.

Hacker haben mehrere Online-Kanäle des rechtsradikalen Kochbuch-Autors Attila Hildmann übernommen. Auf seiner Webseite prangt ein Banner des Hackerkollektivs "Anonymous". Auch Hildmanns Telegram-Kanal enthält eine Nachricht von "Anonymous". Das Hackerkollektiv hat in einem Blogbeitrag die Übernahme der Kanäle für sich reklamiert und behauptet, im Besitz von rund 100.000 E-Mails von Hildmann zu sein.

Attila Hildmann wird derzeit per Haftbefehl gesucht.

Attila Hildmann wird derzeit per Haftbefehl gesucht.

(Foto: picture alliance / Eventpress Hoensch)

In dem Bekenner-Beitrag schreibt "Anonymous" auf der Internetseite anonleaks.net zudem, das Kollektiv sei im Besitz von Bildern, die den Vorwurf untermauern würden, dass der Haftbefehl gegen Hildmann aus der Berliner Justiz durchgestochen worden sei. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte im Mai 2021 mitgeteilt, dass gegen Unbekannt wegen Verletzung von Dienstgeheimnissen ermittelt werde. Es werde vermutet, dass Informationen über einen Haftbefehl gegen Hildmann aus den eigenen Reihen unzulässig weitergereicht wurden.

Der Datenschatz, den die Hacker gekapert haben, soll auch pikante Details aus Hildmanns Adressbuch enthalten - etwa die Kontaktdaten von mehr als zwei Dutzend Sexarbeiterinnen, darunter unter dem Stichwort "Escorts, Dominas, Latex". Zudem wollen die "Anonymous"-Hacker in den Besitz des Basisrezepts von Hildmanns veganem Energydrink "Daisho" gekommen sein. Die Funde enthalten auch E-Mails, die über die wirtschaftlichen Verbindungen Hildmanns auch in der Zeit Aufschluss geben, in der der Vegan-Koch als rechtsextremer Verschwörer aufgefallen war. "Anonymous" kündigte an, viele der Erkenntnisse von nun an nach und nach zu veröffentlichen.

Dem Bekennerschreiben zufolge soll ein ehemaliger Vertrauter Hildmanns die Zugriffsdaten zur Verfügung gestellt haben. Dabei soll es sich um den früheren IT-Verantwortlichen namens Kai handeln. Dieser habe Administratorenrechte für die meisten Accounts Hildmanns besessen, sich weitere vor der "Anonymous"-Aktion unter einem Vorwand von Hildmann geben lassen. Hildmann wurde zu diesem Zweck suggeriert, die Plattformen würden von der Staatsanwaltschaft in Beschlag genommen, wenn sie sich weiter in seinem Besitz befänden.

Hildmann bestätigt Aktion in Sprachnachricht

Der Verschwörungserzähler Hildmann bestätigte die Übernahme seiner Kanäle in einer Sprachnachricht auf einem weiteren Telegram-Kanal, der ihm zugeordnet werden kann. Hildmann sagte dem "Tagesspiegel" zufolge: "Es war ja keine Hack-Aktion, es war eine Überläuferaktion. Da wurde nichts gehackt, da hatte nur jemand Zugang zu allen Daten und hat sie an den Mossad, BND und Antifa gegeben."

Gegen Hildmann wird auch wegen des Verdachts der Volksverhetzung ermittelt. Im Juli teilte die Berliner Staatsanwaltschaft mit, dass ein Ende der Ermittlungen nicht abzusehen sei. Es kämen auch neue Verdachtsfälle durch aktuelle Äußerungen im Internet hinzu, sagte eine Sprecherin der Berliner Staatsanwaltschaft. Es gebe keinen Stillstand in dem Ermittlungsverfahren. Ein Haftbefehl gegen Hildmann kann nicht vollstreckt werden - er soll zuletzt in der Türkei gewesen sein. Der 40-Jährige hat laut Staatsanwaltschaft neben der deutschen auch die türkische Staatsbürgerschaft.

Früher als veganer Kochbuch-Autor und Fitness-Guru bekannt, nennt Hildmann sich inzwischen selbst "ultrarechts" und einen Verschwörungsprediger. Er trat bei Protesten gegen die Corona-Schutzmaßnahmen auf. Seine Äußerungen lösten Kritik und Entsetzen aus - etwa bei seinem Kochbuch-Verlag, der die verlegerische Zusammenarbeit schon vor Jahren einstellte.

Seit dem Sommer 2020 fiel Hildmann auf dem Messenger-Dienst Telegram mit immer unverhohlenerem Judenhass auf. Er postete wiederholt Hakenkreuze, leugnete den Holocaust und überzog Personen des öffentlichen Lebens mit antisemitischen Schmähungen. "Ich bin Nationalsozialist", schrieb er im Mai dieses Jahres. "Anonymous" wird immer wieder mit spektakulären Hacker-Angriffen in Verbindung gebracht. Kennzeichen von Anonymous ist eine Maske, die das Gesicht des britischen Verschwörers Guy Fawkes darstellt.

Quelle: ntv.de, jog/dpa

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