Versuchsanstalt in Söldnerhand Wagner-Chef gründet militärisches Forschungszentrum
04.11.2022, 21:38 Uhr (aktualisiert)
Das "Wagner-Center" soll am 4. November eröffnet werden.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Jewgeni Prigoschin weitet offenbar seinen Machtbereich aus. Der Chef der Söldnergruppe Wagner verkündet die Errichtung einer Forschungseinrichtung in St. Petersburg. Dort sollen russische Spezialisten an neuen Militärtechnologien arbeiten.
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat die Eröffnung einer militärischen Forschungseinrichtung in St. Petersburg angekündigt. Das sogenannte "Wagner-Center" soll Spezialisten beherbergen, die sich mit der "Steigerung der Verteidigungsfähigkeit Russlands" befassen, teilte der kremlnahe Geschäftsmann auf seinem Telegram-Kanal mit. Standort ist demnach ein Bürokomplex, der bereits 2019 von einer Firma Prigoschins erworben wurde und sich im Osten der Stadt befindet.
"Das Wagner-Center ist ein Gebäudekomplex, in dem es Orte zur kostenlosen Unterbringung von Erfindern, Designern, IT-Spezialisten, experimentellen Produktionen und Start-ups gibt", heißt es in der Erklärung. Ziel sei es, ein günstiges Umfeld für neue Ideen zu schaffen, um Russland unabhängiger von Importen zu machen. Laut Prigoschin ist die Eröffnung für den 4. November geplant. Sollte sich das Projekt als erfolgreich erweisen, werde man die Eröffnung von Zweigstellen prüfen. Aktuelle Fotos der russischen Staatsagentur TASS zeigen das Gebäude von außen. Über dem Eingang prangt bereits der Name "Wagner-Center".
Nach Einschätzung der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) verfügt Prigoschin im russischen Machtapparat über eine einzigartige Position. Der 61-Jährige kritisiere immer wieder die russische Militärführung, ohne dafür abgestraft zu werden. Kremlchef Wladimir Putin sei in der Ukraine auf die Wagner-Söldner angewiesen und lasse Prigoschin vermutlich deshalb gewähren, obwohl dieser die Stellung der Armeeführung untergrabe, schrieb das Institut vergangene Woche.
Laut den US-Analysten gehört Prigoschin in Moskau zur "Krieg bis zum Sieg"-Fraktion. Neben seinen Wagner-Söldnern soll er momentan mit dem früheren russischen Geheimdienstoffizier Igor Girkin eine weitere Freiwilligeneinheit für den Kampf in der Ukraine auf die Beine stellen. Der durch Prigoschin vorangetriebene Ausbau der militärischen Struktur parallel zur russischen Armee könnte für Putin gefährlich werden, schreibt das ISW.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 31. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, jpe