Politik

Rücktritte vor Parlamentswahl Armeechefs lösen große Krise im polnischen Militär aus

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
"Wie jeder Soldat hat Rajmund Andrzejczak das Recht zurückzutreten, ohne seine Entscheidung zu begründen."

"Wie jeder Soldat hat Rajmund Andrzejczak das Recht zurückzutreten, ohne seine Entscheidung zu begründen."

(Foto: IMAGO/newspix)

In Polen wird am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Wenige Tage vor dem Urnengang sorgen die Rücktritte von zwei wichtigen Militärmitarbeitern für Aufsehen. Eine offizielle Erklärung gibt es nicht. Medien berichten über Konflikte mit dem Verteidigungsminister.

Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Polen sind zwei hochrangige Armeechefs des Landes zurückgetreten. Der Generalstabschef und der Chef des Einsatzführungskommandos hätten ihre Posten abgegeben. Das teilten die Sprecher mit. Die Armeevertreter gaben keine Gründe für ihren Rücktritt an. "General Rajmund Andrzejczak hat am Montag seinen Rücktritt vom Posten des Generalstabschefs eingereicht", sagte sein Sprecher. "Wie jeder Soldat hat er das Recht zurückzutreten, ohne seine Entscheidung zu begründen." Auch der Chef des Einsatzführungskommandos, Tomasz Piotrowski, trat zurück. Beide Militärs hatten ihre Posten seit 2018 inne.

Präsident Andrzej Duda habe die Rücktrittsgesuche angenommen und bereits über die Nominierung neuer Kommandeure entschieden, sagte Dudas sicherheitspolitische Berater Jacek Siewiera. Während offiziell keine Gründe genannt wurden, berichteten polnische Medien über einen tiefgehenden Konflikt der beiden Militärchefs mit Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak. Sie hätten sich Versuchen zur Einbindung der Armee in den Wahlkampf widersetzt. Nach Einschätzung von Experten handelt es sich um die größte Krise innerhalb der polnischen Armee seit Jahren. Die Opposition forderte den Rücktritt des Verteidigungsministers.

Mehr zum Thema

Blaszczak hatte kürzlich auch die Leitung der Rettungsmission für polnische Bürger in Israel dem General Wieslaw Kukula übertragen, der der nationalkonservativen Regierungspartei PiS nahesteht. Piotrowski habe sich dabei übergangen gefühlt. Bereits zuvor hatte der Minister Piotrowski bloßgestellt, als er sagte, dieser habe ihn nicht über eine fehlgeleitete russische Rakete informiert, die im Dezember in einem Wald in Westpolen aufgeschlagen war. Bei dem Einschlag wurde niemand verletzt. Das Geschoß wurde später zufällig von einer Reiterin gefunden.

In Polen wird am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Dabei stehen sich die PiS von Jaroslaw Kaczynski und die Bürgerkoalition des pro-europäischen Oppositionsführers Donald Tusk gegenüber. Umfragen deuten auf ein enges Rennen hin. Vom Wahlausgang hängt unter anderem ab, ob Polen wieder näher an Deutschland und die EU heranrückt oder ob Warschau seinen Konfrontationskurs fortsetzt. Auch die weitere Unterstützung der Ukraine steht auf dem Spiel.

Quelle: ntv.de, tno/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen