Politik

Bodenoffensive in Aleppo Assad-Armee erobert Rebellenviertel

Weiterer Rückschlag für die Rebellen in Aleppo: Der syrischen Armee gelingt die Einnahme des Stadtviertels Farafira. Die Truppen von Machthaber Assad führen derzeit eine Bodenoffensive durch. Die Lage in Ost-Aleppo wird immer dramatischer.

Die syrischen Regierungstruppen haben nach Angaben aus Militärkreisen ein von Rebellen kontrolliertes Viertel im Stadtzentrum von Aleppo erobert. Die Armee habe das gesamte Stadtviertel Farafira nordwestlich der Zitadelle von Aleppo unter ihre Kontrolle gebracht, sagte ein Militärvertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Syrische Regierungssoldaten im Norden von Aleppo.

Syrische Regierungssoldaten im Norden von Aleppo.

(Foto: dpa)

Die Soldaten hätten in dem Gebiet "viele Terroristen" getötet und bereits mit der Minenräumung begonnen. Mittlerweile kämen bei der Offensive auf Aleppo auch Bodentruppen und Artilleriefeuer zum Einsatz. Die Führung in Damaskus bezeichnet alle ihre Gegner als Terroristen.

Zuvor hatten die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad in Aleppo eine großangelegte Bodenoffensive gestartet. Sie griffen Stellungen der Rebellen an vier Orten gleichzeitig an, wie ein hochrangiger Vertreter der Aufständischen mitteilte. Es handle sich um den größten Angriff seit Beginn des Vorstoßes der Regierung in der vergangenen Woche. "Sie arbeiten daran, jede Lücke zu erweitern, die sie finden", sagte er. Dabei kämen auch Fassbomben und Hubschrauber zum Einsatz. Die Rebellen hätten die Angriffe zurückgeschlagen. Das syrische Regime ziehe jedoch an weiteren Stellen Soldaten zusammen.

Die Truppen bewegen sich nach Angaben eines regierungstreuen Milizenkommandeurs unter Führung einer Eliteeinheit in gepanzerten Fahrzeugen auf Rebellengebiete im Osten der Stadt zu. Auch im Südwesten der Stadt wurden Gefechte gemeldet. Zudem griffen die Regierungstruppen die Palästinenser-Siedlung Handarat im Norden der Stadt erneut an. Rebellen hatten die Soldaten erst am Wochenende wieder aus dem strategisch wichtigen Ort vertrieben.

Nur noch wenige Ärzte im Ostteil

Aleppo steht seit Tagen unter Dauerfeuer, nachdem eine von den USA und Russland vermittelte Kampfpause vergangene Woche nach wenigen Tagen zerbrochen war. Die syrische und die russische Luftwaffe überzogen daraufhin zur Vorbereitung der Bodenoffensive den von Rebellen gehaltenen Ostteil Aleppos tagelang mit einem Bombenhagel.

Derweil forderte die Weltgesundheitsorganisation Korridore, um verletzte und kranke Menschen aus den umkämpften Gebieten in Sicherheit zu bringen. Nur noch 35 Ärzte befänden sich in den belagerten Stadtvierteln, in denen mindestens 250.000 Menschen lebten. Ein Sprecher des US-Präsidialamtes warf Russland vor, gezielt die Wasservorräte für Flüchtlingslager, Hilfskonvois und die Hilfsorganisation Weißhelme anzugreifen. Dieses Vorgehen sei völlig inakzeptabel, sagte er.

Merkel zweifelt an Flugverbotszone

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die jüngsten Luftangriffe auf Aleppo scharf. Die Angriffe seien "brutale Gewalt gegen die Zivilbevölkerung in einem absolut nicht akzeptablen Ausmaß", sagte sie am Dienstag nach einem Treffen mit dem malaysischen Regierungschef Najib Razak in Berlin. "Es ist alle Mühe wert, immer wieder zu versuchen, einen Waffenstillstand wieder hinzubekommen." In den vergangenen Tagen habe es einen "tiefen, tiefen Rückschlag" gegeben.

Sie sei aber "skeptisch", dass sich in der jetzigen Situation "sofort eine Flugverbotszone durchsetzen" lasse, sagte Merkel. Mit Blick auf die Rolle Moskaus als engem Verbündeten der Führung in Damaskus sagte die Kanzlerin: "Es ist ganz eindeutig an dem Regime von Assad und auch an Russland einen Schritt zu gehen, damit die Chancen für einen Waffenstillstand und eine humanitäre Versorgung wieder besser werden."

Razak sprach sich dafür aus, den Syrien-Konflikt "an der Quelle zu bekämpfen". Als wichtiges Mitglied der Organisation der Islamischen Staaten (OIC) werde Malaysia "alles dafür tun", um das "Problem einer Lösung zuzuführen". Sein Land habe zudem die Aufnahme von 3000 syrischen Flüchtlingen über einen Zeitraum von drei Jahren ermöglicht, sagte Razak.

Quelle: ntv.de, wne/AFP/rts

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