Evakuierung der Rebellenenklaven Assad erklärt "Befreiung Aleppos"
15.12.2016, 19:18 Uhr
Mit der Evakuierung von Ost-Aleppo rücken auch die ersten Rebellen aus der Stadt ab - für den syrischen Machthaber Assad ein historischer Moment. Auch Zehntausende Zivilisten wollen die Stadt verlassen. Hilfsorganisationen fürchten ihren Kältetod.
Syriens Präsident Baschar al-Assad hat den Abzug der ersten Rebellen aus Aleppo als historischen Moment bezeichnet. "Heute wird Geschichte geschrieben", sagte er in einer Videobotschaft. Die Welt werde nach der "Befreiung von Aleppo" nicht mehr dieselbe sein. Zuvor hatten Assads Streitkräfte und ihre Verbündeten den Ostteil der Stadt weitgehend von den Rebellen zurückerobert.
Im Osten Aleppos hatte heute die Evakuierung der letzten Rebellenviertel begonnen. Mit dem ersten Konvoi haben nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) fast 1000 Zivilisten und 28 Verletzte die Stadt verlassen, darunter 300 Kinder. In etwa die gleiche Zahl solle Aleppo ebenfalls heute mit einem zweiten Konvoi verlassen können.
In ersten Berichten hatte es noch geheißen, den Tag über würden voraussichtlich rund 15.000 Menschen aus den Rebellengebieten abtransportiert. Sie sollten in die Oppositionshochburg Idlib gebracht werden.
Nach russischen Angaben sind inzwischen alle Rebellen aus Aleppo vertrieben worden. Seit August hätten mehr als 3000 Aufständische die Stadt verlassen, erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau. Assad kann damit einen der bisher wichtigsten Siege in dem seit sechs Jahren andauernden Bürgerkrieg feiern.
Hilfsorganisationen warnen vor dem Kältetod
Trotz der Evakuierungsaktion riefen mehrere medizinische Hilfsorganisationen zu dringender Nothilfe auf. Rund 70.000 Menschen würden im Zuge der Evakuierung aus der Stadt gebracht, teilten insgesamt 17 Organisationen in der türkischen Stadt Gaziantep mit. "Die Menschen verlassen Aleppo mit nichts. Der Winter ist sehr kalt und wir rechnen damit, dass Menschen durch das kalte Wetter sterben."
Die Organisationen warfen der internationalen Gemeinschaft vor, als "Komplize" der humanitären Katastrophe in Aleppo zugesehen zu haben. "Während sich die Diplomaten in Genf, New York oder (...) Brüssel treffen, macht die Menschlichkeit in Aleppo ihren letzten Atemzug", heißt es in ihrer Erklärung. Der Vormarsch der Regierungstruppen in Aleppo decke die Hohlheit, Ineffizienz und den Bankrott der internationalen Gemeinschaft auf.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/rts/AFP