Hunderte Millionen Euro mehr Atommüllendlager Schacht Konrad verursacht Kostenexplosion
23.11.2023, 08:34 Uhr Artikel anhören
Kilometerlang erstreckt sich das Tunnelnetz in dem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk.
(Foto: picture alliance/dpa)
Im vergangenen Sommer wird bekannt, dass das Atommüllendlager Schacht Konrad nicht wie geplant bis 2027 fertiggestellt werden kann. Nun folgt die nächste Hiobsbotschaft: Eine neue Schätzung übertrifft die bisherige Kostenkalkulation deutlich.
Das umstrittene Atommüllendlager Schacht Konrad in Salzgitter wird neuen Berechnungen zufolge teurer als geplant. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) geht davon aus, dass bis zur Fertigstellung weitere rund 2,64 Milliarden Euro benötigt werden, hieß es aus Unternehmenskreisen. Bis Ende 2022 waren laut BGE schon rund 2,83 Milliarden Euro in die Errichtungsphase geflossen, sodass die neue Schätzung von rund 5,5 Milliarden Euro ausgeht. Bisher hatte die Gesellschaft mit Sitz in Peine mit geschätzten Gesamtkosten von 4,6 Milliarden Euro kalkuliert.
In der überarbeiteten Version sind nun deutlich gestiegene Kosten durch die Inflation und Lieferprobleme für Materialien und Komponenten enthalten. Mitte des Jahres hatte die BGE schon darüber informiert, dass der Plan zur Fertigstellung bis 2027 nicht mehr zu erreichen sei, weil die Arbeiten einen Verzug von etwa zwei Jahren hätten.
Der Schacht Konrad ist ein stillgelegtes Eisenerz-Bergwerk, in das bis zu 303.000 Kubikmeter schwach- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert werden sollen. Die Gegend soll besonders erdbebensicher sein. Es ist das bundesweit erste nach Atomrecht genehmigte Endlager für diese Abfälle.
Kritiker fordern Baustopp
"Rund zwei Drittel der für das Endlager Konrad bestimmten radioaktiven Abfälle stammen aus Kernkraftwerken und Betrieben der kerntechnischen Industrie. Darüber hinaus soll das Endlager Konrad Materialien aus dem Rückbau von DDR-Kernkraftwerken sowie Abfälle aus Bundesforschungsstätten aufnehmen", heißt es von der Bundesgesellschaft für Endlagerung. Die Gesamtkosten der Errichtung sollen ungefähr zu einem Drittel die öffentliche Hand und zu zwei Dritteln die "Abfallverursacher" - also die Energieversorgungsunternehmen - finanzieren.
Kritiker fordern eine Neubewertung des Projekts nach heutigen Sicherheitsanforderungen sowie den unverzüglichen Baustopp des Endlagers. Eine Entscheidung dazu könnte noch in diesem Jahr fallen.
Quelle: ntv.de, rog/dpa