Angst vor Pilgerstätte Attentäter von Paris anonym begraben
17.01.2015, 08:19 Uhr
Die Brüder Kouachi haben bei ihrem Terrorangriff zwölf Menschen umgebracht.
(Foto: REUTERS)
Die französischen Gemeinden, aus denen die Attentäter von Paris kommen, stecken in einem Dilemma: Laut Gesetz können sie den Terroristen ein Grab nicht verweigern. Zugleich wollen sie eine Pilgerstätte für Dschihadisten verhindern.
Einer der Terroristen von Paris ist anonym beigesetzt worden. Saïd Kouachi, älterer Bruder der beiden Islamisten, die das Satiremagazin "Charlie Hebdo" überfallen hatten, wurde am Freitag in Reims begraben. Das berichtet France TV unter Berufung auf die Verwaltung der nordöstlich von Paris gelegenen Stadt.
Kouachi habe zwei Jahre in dem Ort gewohnt, deswegen habe die Beerdigung dort nicht verweigert werden können, hieß es. Mit der Beisetzung in einem anonymen Grab solle verhindert werden, dass der Ort zu einer Pilgerstätte für Fanatiker werde.
Der jüngere Bruder Chérif Kouachi soll nach Medienberichten ebenfalls anonym in Gennevilliers im Norden von Paris beerdigt werden. Er habe "keine Wahl", sagte der Bürgermeister der Stadt, Patrice Leclerc der Zeitung "Le Parisien/Aujourd'hui en France". "Wie alle Bürgermeister ziehe ich es vor, keinen Terroristen in meiner Gemeinde zu beerdigen, aber ich richte mich nach dem Gesetz", betonte er. Dieses sieht vor, dass ein Verstorbener in der Gemeinde beigesetzt werden kann, in der er lebte. Kouachi hatte zuletzt in Gennevilliers gelebt.
Ehefrau beantragt Beisetzung
Das Rathaus von Gennevilliers war den Angaben zufolge am Freitag von einem Pariser Bestattungsinstitut kontaktiert worden. Demnach beantragte die Ehefrau Kouachis die Beisetzung ihres Mannes Chérif und ihres Schwagers Said Kouachi in Gennevilliers.
Im Fall des dritten Terroristen Amedy Coulibaly, der für die Geiselnahme im koscheren Supermarkt verantwortlich war, sollen die Angehörigen noch keine Entscheidung getroffen haben. Er lebte in Grigny südlich von Paris.
Bei den Anschlägen und Geiselnahmen hatten die Terroristen in der vergangenen Woche 17 Menschen umgebracht. Die Brüder Kouachi hatten die Redaktion der Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" angegriffen und zwölf Menschen ermordet. Zwei Tage später wurden sie bei einem Polizeieinsatz erschossen.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP